воскресенье, 25 октября 2020 г.

Hotzenblitz: Der Schwarzwald-Tesla

Moderator Thomas Gottschalk wirkte begeistert, als er 1994 in seiner Late-Night-Show zwei besondere Gäste ankündigte: Den ersten in Serie gefertigten, ausschließlich elektrisch fahrenden Pkw Deutschlands, den Hotzenblitz; sowie Thomas Albiez, den Kopf hinter dem Gefährt. «Das Ding ist nicht nur umweltfreundlich, es sieht auch noch gut aus», sagte Gottschalk.

Der Name des Elektromeisters Albiez ist bis heute eng verbunden mit dem Projekt Hotzenblitz. «Ich bin der geistige Vater des Autos, aber da gehört eine ganze Mannschaft dazu», sagte Albiez damals in der Talkshow.

Begonnen hatte die Hotzenblitz-Story 1989 in der Schwarzwaldgemeinde Ibach. Dort grübelte ein Team aus Technikern über die Mobilität der Zukunft. Unter ihnen Tobias Moers, später Chef von Mercedes AMG und zurzeit Boss von Aston Martin. Zu dieser Zeit werkelten bereits diverse Hersteller an Klein- und Kleinstwagenkonzepten. Mercedes hatte schon 1981 die benzingetriebene Mikromobil-Studie NAFA präsentiert. Das «Nahverkehrsfahrzeug» gilt als ein Vorläufer des Smart.

VW präsentierte auf der IAA 1991 den Hybridknirps Chico, der jedoch nie in Serie ging. Und der Smart kam 1998 auf den Markt, die erste Elektrovariante des Zweisitzers allerdings erst 2012. Bei Hotzenblitz hatte man diese Idee bereits 30 Jahre zuvor. Den Namen erhielt der Wagen übrigens, weil Ibach im Hotzenwald lag. Und weil die Idee zu dem Auto — so wurde später kolportiert – wie ein Blitz in die Tüftler gefahren sein soll.

Entwickelt im Schwarzwald, gebaut in Thüringen

Dem Einfall folgten hohe Ausgaben. Zunächst investierte Albiez fast 300.000 Mark privates Vermögen in den Hotzenblitz. 1990 unterstützte ihn Alfred Ritter, Erbe der Schokolade-Firma «Ritter Sport». Weitere 19 Monate später war der erste Prototyp fertig. Schwaller Motorsport aus der Schweiz lieferte Rahmen und Fahrwerk. Offiziell hieß der Wagen nun «EL Sport», aber so nannte den Knirps niemand.

Hotzenblitz klang viel besser. Und das Auto wirkte vielversprechend. 1993 wurde die Hotzenblitz Mobile GmbH gegründet, die das E-Mobil im Werk des ehemaligen Mopedherstellers Simson im thüringischen Suhl fertigen sollte. Das Serienmodell war 2,75 Meter lang, knapp 1,50 Meter breit, wog rund 800 Kilogramm und bot Platz für zwei bis maximal vier Personen. Zu sehen war es dann auf den großen Automessen in Frankfurt und Genf.

Drei Varianten und bis zu 150 Kilometer Reichweite

Angeboten wurde der Schwarzwald-Tesla da bereits in drei Ausführungen: als Buggymodell mit Stofftüren und -verdeck (gedacht für den Einsatz in Hotels), als Stadtmobil «City» (mit festen Türen und Fenstern) und als Hardtopvariante mit aufklappbarer Heckscheibe (gedacht für den Lieferverkehr). Dank zweier Notsitze im Fond konnten bis zu vier Personen mitfahren. Als Kofferraumersatz gab es eine große Schublade, die sich aus dem Heck herausziehen ließ und in der sich zwei Getränkekisten transportieren ließen. Der Wagen fuhr mit Frontantrieb und hatte eine Drehstrom-Asynchron-Elektromaschine verbaut mit einer Leistung von 16 kW (21 PS). Die Höchstgeschwindigkeit des Hotzenblitz lag bei 120 km/h. Mit einer Ladung des Zink-Brom-Akkus (15 kWh) kam der Wagen anfangs 60, später bis zu 150 Kilometer weit. Der Preis des Hotzenblitz lag bei 32.000 Mark – ein neuer VW Golf IV kostete damals ab 25.700 Mark.

Vermutlich war das ein wesentlicher Grund, warum der Elektrowinzling floppte. Innerhalb kurzer Zeit sammelten sich bei Hotzenblitz Mobile Schulden in Höhe von acht Millionen Mark an; das Firmenvermögen betrug nur etwa 100.000 Mark. Die Banken zogen 1996 den Stecker. Immerhin 140 Fahrzeuge waren zu diesem Zeitpunkt produziert. Das machte den Hotzenblitz zum einzigen, ausschließlich auf Elektroantrieb ausgelegten Serienauto aus Deutschland – bis 2013 der BMW i3 auf den Markt kam.

Nächster Versuch mit Wasserstoff

Ende der Neunzigerjahre wurde das Hotzenblitz-Projekt in Duisburg unter neuer Führung kurz wiederbelebt – und floppte erneut. Damals war die Skepsis gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen groß. Als zukunftsträchtiger wurden Fahrzeuge mit Brennstoffzelle erachtet. Doch als dann 2005 das Stuttgarter Institut für Fahrzeugkonzepte nach drei Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit einen Hotzenblitz mit Brennstoffzellenantrieb vorstellte, blieb das Interesse gering. Das Wasserstoffwägelchen mit 23 kW (31 PS) Leistung blieb ein Experimentalfahrzeug. Und noch ein Hotzenblitz-Wiederbelebungsversuch scheiterte: 2009 kam die Finanzkrise dem Minimobil in die Quere.

Trotz aller Rückschläge: Es gibt den Hotzenblitz noch immer. Und zwar bei seinem Erfinder Thomas Albiez und dessen TZ – MPF Arbeitsgemeinschaft Geo Part in Villach, Österreich. Einige wenige Exemplare seien auch in den letzten Jahren noch gefertigt worden, teilte Albiez kürzlich auf Anfrage des SPIEGEL mit.

Mit neuer Technik, neuem Design und einer neuen Plattform will Albiez schon bald einen neuen Anlauf starten. Im November 2020, so die Auskunft, soll eine Serienproduktion des neuen Hotzenblitz anlaufen. Und zwar sowohl als Elektroauto mit bis zu 350 Kilometer Reichweite sowie außerdem mit Wasserstoff-Hybrid-Antrieb.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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