Sie war erst Kirche, dann Moschee und zuletzt ein Museum. Doch nach 86 Jahren fand heute erstmals wieder ein Freitagsgebet in der Hagia Sophia in Istanbul statt. Zehntausende Muslime versammelten sich vor und in dem Gebäude — unter ihnen der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. In dem 1500 Jahre alten Sakralbau rezitierte er aus dem Koran.
Der türkische Staatschef hatte am 10. Juli ein Dekret unterzeichnet und ebnete damit den Weg für die Wiedernutzung des historischen Bauwerks als Moschee. Weltweit wurde dieser Schritt kritisiert. Die EU-Außenminister, die griechische Staatspräsidentin, sogar der Papst bedauerten den Beschluss. Die Umwandlung wird als Kampfansage an die laizistische Türkei und als klare Abwendung vom Westen gedeutet. Auch der Unesco-Weltkulturerbe-Status des Bauwerks steht nun auf dem Spiel.
Die Hagia Sophia wurde im sechsten Jahrhundert als Reichskirche der Byzantiner gebaut. Bei der Eroberung des damaligen Konstantinopel im Jahr 1453 wurde sie zur Moschee erklärt. 1934 verwandelte sie Republikgründer Atatürk in ein Museum. 2019 war die Hagia Sophia mit über 3,7 Millionen Besuchern die größte Touristenattraktion der Türkei.
Selbst wenn der Eintritt für Christen und Touristen nun weiterhin frei bleiben soll, werden für die Dauer der Gottesdienste die christlichen Fresken und Mosaike verhängt. Erdogan erklärte, jede Kritik an der Umwandlung der Hagia Sophia, werde als ein Angriff auf die Souveränität des Landes verstanden.
Source: spiegel.de
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