четверг, 27 февраля 2020 г.

Billie Eilish: Über Popstar-Posen

Es gibt Posen, die vermeintlich zu einem Popstar gehören. Das plumpe Zeigen aufs Publikum: Ich singe nur für dich, und für dich, und für dich und dich und dich! Der Griff an den Knopf im Ohr: Ich bin ein Vollblutmusiker, absolut konzentriert. Und dann der Königinnen-Move – Kopf nach hinten und volle Power in die Stimme legen, dabei das Mikro langsam vom Mund entfernen, es könnte ja zerspringen: Ich bin Céline Dion.

Man kann in jeder Castingshow sehen, dass viele Kinderzimmerspiegel das Üben dieser Moves jahrelang ertragen mussten. In Verbindung mit dünnen Stimmchen wirken sie jedenfalls noch grotesker, als wenn Stars wie Ariana Grande mit zurückgelegtem Kopf suggerieren: So geht Singen, wenn man es wirklich, wirklich kann.

Vielleicht hat auch Billie Eilish diesen Königinnen-Move in dem Kinderzimmer, aus dem heraus sie berühmt wurde, geübt. Jedenfalls packte sie ihn neulich auf der Bühne der Brit Awards vollkommen überraschend aus. Sie performte den neuen Bond-Song, der, typisch für sie, zart und gefühlvoll gesungen ist, an dessen Ende sie aber den Kopf zurücklehnte und ein gewaltiges Crescendo in ihre Stimme packte, dass man dachte: Was war das denn jetzt?

Billie Eilish hat fünf Emmys abgeräumt und einen Brit Award, sie singt (mit gerade mal 18 Jahren) den Bond-Song und wird von Fans und Feuilletons gefeiert. Trotzdem sagte sie bei der Verleihung der Brit Awards in London, sie habe sich in letzter Zeit sehr gehasst gefühlt. Der Hass kam aus dem Internet, und bekanntlich braucht es dafür so gut wie keinen Anlass. Es reicht, wenn man Lady Gagas Fleischkleid eklig findet, Van Halen nicht kennt oder der Meinung ist, Rapper würden nur posen – all das hat Eilish kürzlich gesagt, all das zog Shitstorms nach sich. Und dann gibt es die, die grundsätzlich nicht verstehen, wie sie so erfolgreich werden konnte – sie könne doch überhaupt nicht «richtig» singen, sie flüstere nur (die Verwechslung von «laut singen» mit «gut singen» erklärt übrigens ganze Karrieren, zum Beispiel die von Anastacia). Billie Eilish jedenfalls sagte vor der Verleihung der Brit Awards, dass sie aufgehört habe, die Kommentare über sich zu lesen, weil das ihr Leben kaputt mache.

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Echte Popstars zeichnet aus, dass sie Momente schaffen, die bleiben. Billie Eilish wird gewusst haben, was sie tat, als sie für einen Moment den Kopf zurücklegte. Klar könnte sie öfter ihre innere Céline rauslassen. Aber wahrscheinlich hat sie darauf genauso wenig Bock, wie, sagen wir, Jackson Pollock Lust hatte, naturalistische Landschaften zu pinseln. Eine Pose sagt mehr als tausend Worte: Ja, ich kann auch laut sein. Und jetzt haltet einfach alle mal die Klappe.

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