Mitten in der Coronakrise zeichnet sich innerhalb der britischen Regierung ein Machtkampf ab. Medienberichten zufolge will der einflussreiche Regierungsberater Dominic Cummings sein Amt noch in diesem Jahr niederlegen. Er wäre damit bereits der zweite Vertraute von Premierminister Boris Johnson, der diesen Schritt gehen will.
Die britischen Fernsehsender Sky und BBC berichteten in der Nacht auf Freitag über die bevorstehende Demission des umstrittenen Beraters. Erst am Donnerstag hatte Johnsons Kommunikationschef Lee Cain erklärt, er werde seinen Posten bis Ende des Jahres verlassen.
Einen Grund für seinen Rücktritt nannte Cain bisher nicht. Es wird darüber spekuliert, ob dahinter ein Machtkampf innerhalb der politischen Führungsebene in Großbritannien steckt. Cain und Cummings pflegen einen engen Draht zueinander. Beide sind Weggefährten Johnsons aus dem Wahlkampf um das Brexit-Referendum im Jahr 2016, bei dem die Briten knapp für einen Austritt aus der EU gestimmt hatten.
Cummings hatte am Donnerstag mit Bedauern auf die Rücktrittsankündigung Cains reagiert. Laut dem «TimesRadio»-Journalisten Tom Newton Dunn sei er «sehr unglücklich» darüber und habe zeitweise selbst seinen Rücktritt erwogen. Nun will Cummings seine Überlegung offenbar in die Tat umsetzen.
Er werde noch vor Weihnachten «die Regierung verlassen», zitierte die BBC eine ranghohe Quelle aus dem Machtapparat. Der 48-Jährige gilt als Strippenzieher im Regierungssitz. Er gehört zu den mächtigen Brexiteers, die den EU-Austritt Großbritanniens für eine historische Errungenschaft halten und seit geraumer Zeit den Ton in der Downing Street angeben.
Die Nachricht dürfte die Spekulationen über die Krise in der britischen Regierung noch anheizen. Bereits der Rücktritt von Cain hatte im Land für Diskussionen gesorgt, in der britischen Presse ist von «Chaos in der Downing Street» die Rede. Noch am Mittwoch war Cain für den wichtigen Posten des Stabschefs gehandelt worden. Doch dann verkündete er spätabends plötzlich, dass er zum Jahresende seinen Hut nehmen wird.
Source: spiegel.de
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