Bodo Ramelow hatte Verwandtschaft in der ehemaligen DDR und war deshalb dort oft zu Besuch. So entsandte ihn die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen zu den Verhandlungen zwischen den volkseigenen Betrieben und der Treuhand.
Die Treuhandanstalt wurde in der Spätphase des Arbeiter- und Bauernstaates gegründet. Sie sollte die DDR-Betriebe privatisieren und die «Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sichern» — im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland. Viele DDR-Bürger hofften auf ein Wirtschaftswunder und «blühende Landschaften», wie der damalige Kanzler Helmut Kohl sie ihnen versprochen hatte. Doch Millionen Arbeitnehmer wurden einfach von heute auf morgen entlassen. Dafür verantwortlich waren die Treuhandanstalt und die von ihr beauftragten Firmen und Banken wie Goldman Sachs.
Für viele Ostdeutsche wurde die Treuhand zum Inbegriff der kalten Fratze des Kapitalismus. Auch Bodo Ramelow erlebte das arrogante Auftreten der Westdeutschen in den Verhandlungen und hat mehr als einmal beobachtet, wie ostdeutsche Betriebe über den Tisch gezogen wurden. Erst 1999 gab Ramelow seine Karriere als Gewerkschafter auf und trat der PDS bei, der Nachfolgepartei der SED — inzwischen die Linke. «Wenn mir ’99 jemand gesagt hätte, dass ich hier heute als Ministerpräsident sitze, hätte ich das für Wahnsinn gehalten», so blickt Ramelow zurück auf seinen Wechsel nach der Wendezeit.
Im Gespräch mit den SPIEGEL-Redakteuren Susanne Beyer und Andreas Wassermann erklärt Bodo Ramelow, was aus seiner Sicht damals wirklich geschah. Besonders der Fall des Kalibergwerks Bischofferode beschäftigt sie in der Debatte. Bodo Ramelow spricht von einem «Trauerspiel» und führt das Schicksal der Kali-Kumpel als Beispiel für das ostdeutsche Trauma Treuhand an.
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Zum ersten Mal seit Monaten fand die SPIEGEL Live Veranstaltung vor Publikum statt. 80 Gäste waren bei dem Gespräch am 14. September 2020 dabei. Es wurde in Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden aufgezeichnet.
Source: spiegel.de
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