Partnerschaft: Wenn mein Mann kaum noch zärtlich zu mir ist

Mir fehlt in meiner Ehe die körperliche Nähe. Wir haben Sex, sogar regelmäßig, darin liegt nicht das Problem. Aber mein Mann wendet sich mir im Alltag selten zu. Ich vermisse die kleinen Berührungen zwischendurch, den plötzlichen Kuss, seine Hand an meiner Taille, die Umarmung ohne Anlass, diese kleinen überraschenden Momente. Er küsst mich, wenn er morgens aus dem Haus geht, und abends zur Begrüßung – das ist es eigentlich. Er reagiert, wenn ich ihn umarme oder küsse, aber nur dann. Wie gesagt: Wir haben Sex. Allerdings frage ich mich inzwischen, ob es dabei wirklich noch um uns beide geht. Ich finde den Gedanken schrecklich, dass unser Sex zur reinen Triebbefriedigung wird. Wie sage ich meinem Mann, dass ich gern mehr Zuwendung und Zärtlichkeit hätte? (Katrin B., 46, Rotenburg/Wümme)

So, wie Sie Ihre Situation beschreiben, sehe ich einige Gründe dafür, dass Sie das schaffen werden. Einmal lassen Sie keinen Zweifel daran, dass Sie Ihren Mann lieben. Sie sehnen sich nach einem Umgang miteinander zurück, der im Alltag verloren gegangen ist. Sie wenden sich nicht ab, im Gegenteil: Sie wollen das Problem aktiv angehen und nicht warten, bis es zu spät sein könnte. Außerdem klingen Sie nicht, als würden Sie Ihrem Mann Vorwürfe machen wollen. Sondern Sie suchen nach einem gemeinsamen Weg.

Damit vermeiden Sie einen Fehler: Ich erlebe es oft bei Paaren, dass die Frau sich nicht anders zu helfen weiß, als den Mann zu kritisieren. Sie will ihm zeigen, was er falsch macht, damit er es besser macht. Sie denkt: Wenn ich nicht darauf hinweise, passiert ja nichts. Das mögen Männer überhaupt nicht, eigentlich mag es kein Mensch. Man geht sofort in eine Verteidigungshaltung und glaubt, sich rechtfertigen zu müssen. Das mündet schnell in Streit, und das wäre erst recht schlecht für die Beziehung.

Source: spiegel.de