вторник, 18 августа 2020 г.

Champions League: RB Leipzig unter Julian Nagelsmann — warum das Team so erfolgreich ist

Es ist etwas mehr als ein Jahr her, da wurde Julian Nagelsmann als neuer Trainer von RB Leipzig vorgestellt. Zu den ersten Themen, um die es damals ging, zählte die Frage, ob und wie er den RB-Fußball verändern würde, diesen voll auf jagen und pressen und Bälle erobern ausgerichteten Stil. Er liebe diese RB-Art, sagte Nagelsmann damals. Sie werde auch unter ihm die Basis des Spiels sein. Aber er habe da auch selbst ein paar Ansätze. Und die beträfen den eigenen Ballbesitz.

Wer am vergangenen Donnerstag das Viertelfinale der Champions League gegen Atlético Madrid (2:1) gesehen hat, kommt zu dem Schluss: Nagelsmann meinte das ernst. Und ist darin ziemlich erfolgreich gewesen, den Klub fußballerisch zu entwickeln.

Das Leipzig aus dem Spiel gegen Atlético war ein anderes als das, das in den Jahren zuvor unter anderem Vizemeister in der Bundesliga geworden war. Das alte Leipzig beherrschte das Pressen und Gegenpressen wie wenige andere. Aber es stieß auch an Grenzen, wenn die taktischen Antworten der Gegner nur resolut genug waren.

Man kann den Ball nicht gewinnen, wenn man ihn die ganze Zeit hat.

Als Red Bull 2012 Ralf Rangnick als Sportdirektor verpflichtete, verschrieben sich die Klubs des Konzerns Rangnicks Spielidee. Vereinfacht gesagt lautete sie so: Einen Gegner mit vielen Pässen zu zerspielen, ist eine schwierige Sache, gerade wenn man keine Spitzenspieler im Team hat. In den Sekunden nach einem Ballgewinn aber ist die Chance hoch, einen Treffer zu erzielen, selbst für fußballerisch unterlegene Mannschaften. Also rief Rangnick den Ballgewinn zum Credo aus.

Auch dank dieser Spielweise stieg der Trainer einst mit Hoffenheim in die Bundesliga auf. Als Rangnick den Klub 2011 verließ, hieß einer der Jugendtrainer im Verein: Julian Nagelsmann. 

Pressen, Bälle erobern, kontern, dieser Stil prägt seit Jahren die Bundesliga. Je stärker eine Mannschaft aber ist, desto eher überlässt ihr der Gegner den Ball. Und desto schwieriger wird das mit dem Umschalten auf Angriff. 

Als Trainer Ralph Hasenhüttl 2017/2018 in Leipzig versucht hatte, auch deshalb den RB-Fußball anzupassen, ein bisschen mehr in Richtung FC Bayern, ging das nicht gut. Nach einem sechsten Platz verließ Hasenhüttl den Klub. Sportdirektor Rangnick hatte vorher gerügt, man müsse wieder zurückkehren «auf unseren Weg», zu «unserem Fußball». Mittlerweile arbeitet Hasenhüttl in der Premier League, wo er den FC Southampton auf Platz elf geführt hat.

Rangnick hat inzwischen nicht nur Leipzig verlassen, sondern gleich den ganzen Red-Bull-Konzern, ein Wechsel zur AC Milan ist geplatzt. Und Nagelsmann ist es in nur einer Saison gelungen, die Mannschaft zu seiner zu machen. Mit Pressing und Gegenpressing, aber auch mit einem Plan für die Situationen, in denen es nicht direkt zum gegnerischen Tor geht.

Gegen Atlético eröffnete RB das Spiel von hinten heraus, nutze Positionswechsel und Passmuster, um kontrolliert in die gegnerische Hälfte zu gelangen. Die Mannschaft veränderte immer wieder ihre Formation, sie fand spielerische Lösungen, um den Gegner in dessen Hälfte zu beschäftigen.

Ist die Zeit der Spezialistenteams vorbei?

Schon gegen Tottenham Hotspur im Achtelfinale war Leipzig in Hin- und Rückspiel das Team gewesen, das deutlich mehr Ballbesitz hatte, deutlich mehr Pässe anbrachte.

Gegen Madrid war das erneut so. 628 Pässe spielte Leipzig gegen Atlético. Das sind mehr als Atalanta und Olympique Lyon in ihren Viertelfinals gespielt haben — zusammengerechnet. Das sind auch mehr als die Bayern, mehr als Barcelona und Paris. Nur Manchester City passte im Viertelfinale noch häufiger: 638 Mal.

Womöglich ist die große Zeit jener Mannschaften vorbei, die einen Aspekt des Spiels besonders gut beherrschen, aber nur den.

Vergangene Saison war Ajax Amsterdam das Überraschungsteam in der Champions League. Mit einem Stil der niederländischen Schule, ausgerichtet auf Spielkontrolle und Pässe. Ajax marschierte bis ins Halbfinale. Da aber scheiterte es an Tottenham, einem Team, das damals in keiner Phase des Spiels Weltklasse war: nicht in Ballbesitz, nicht in der Verteidigung und auch nicht im Umschalten auf Angriff oder Abwehr. Aber die Spurs waren in jeder dieser Phasen: gut. Ajax scheiterte unglücklich durch ein Tor in der Nachspielzeit. Es scheiterte aber auch deshalb, weil es das tief Verteidigen nicht beherrschte. Genau das war damals in der Schlussphase erforderlich.

Noch ein Beispiel: Jürgen Klopp. Auch er war lange als Verfechter der Pressing- und Gegenpressingschule. Mit diesem Stil führte er Borussia Dortmund 2011 und 2012 zur Meisterschaft. Mit dem FC Liverpool kam er in der Premier League damit aber zunächst nicht bis ganz nach oben. Seit er aber die Spielweise seiner Mannschaft angepasst hat, indem er ihr längere Ballbesitzphasen verordnete, gewinnt Liverpool Spiel nach Spiel und wurde Champions-League-Sieger sowie Meister.

In Sachen Dominanz trennen Liverpool und Leipzig natürlich Welten. Die Entwicklung, die RB nimmt, scheint aber eine ähnliche zu sein.

Ob Leipzig am Abend im Halbfinale gegen Paris Saint-Germain (21 Uhr; Stream: DAZN; Liveticker SPIEGEL.de) über zumindest manche Phase der Partie die Kontrolle behält? Ungewiss. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass sich Atlético wohl damit fühlt, über längere Strecken hinweg das eigene Tor zu verteidigen und dem Gegner den Ball zu überlassen. PSG dagegen kennt das aus der Ligue 1 nicht. Die Pariser wollen selbst den Ball haben.

Versuchen wird es Leipzig aber: Als Nagelsmann am Montag über das Halbfinale sprach, sagte er, dass es darum gehen werde, ins Pariser Felddrittel zu gelangen, sich dort festzusetzen — mit dem Ball am Fuß.

«Ich glaube», sagte Nagelsmann, «dass wir dem Gegner mehr wehtun können im eigenen Ballbesitz.»

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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