воскресенье, 26 июля 2020 г.

US Open: Warum völlig offen ist, ob das Tennis-Turnier stattfindet

Belinda Bencic hat, was ihre Reisepläne angeht, ziemlich klare Vorstellungen: «Es ist logisch, dass derzeit kein normaler Mensch in die USA reisen will», sagte die Schweizer Weltranglisten-Achte am Freitag der «Aarganuer Zeitung». Vielleicht sind Tennisprofis keine normalen Menschen. Denn genau dorthin, in die USA, sollen die besten Spieler im kommenden Monat reisen, wenn es nach den Verantwortlichen im Welttennis geht.

Die US Open haben insofern ihren Namen zurecht, als es zurzeit völlig offen ist, ob sie überhaupt stattfinden werden. Im Moment stehen sie noch immer vom 31. August bis zum 13. September im Terminkalender. Die Zweifel daran werden aber von Tag zu Tag größer.

Spätestens seit in der Vorwoche das Vorbereitungsturnier in Washington abgesagt werden musste, sind die Pläne für die Grand-Slam-Veranstaltung in New York noch wackliger geworden, als sie das ohnehin schon waren. «Mit gebrochenem Herzen» müsse man mitteilen, dass man in Washington nicht wie vorgesehen ab dem 13. August Turniertennis veranstalten könne, teilten die Macher mit. Der Vorsitzende des Männerweltverbandes ATP, Andrea Gaudenzi, verkündete: «Leider sind im Moment noch große Faktoren im Spiel, die sich unserer Kontrolle entziehen.»

Quarantäne würde Terminkalender zerstören

Wie entwickeln sich die Infektionszahlen in den USA? Was ist mit den existierenden Reisebeschränkungen? Und vor allem: Was passiert mit den Profis, wenn sie aus Amerika nach Europa zurückkehren? Wenn sie danach erst einmal eine 14-tägige Quarantäne eingehen müssen, dann stünden all die schönen Pläne von ATP und WTA für den Fortgang der Saison infrage. Schließlich sollen die Höhepunkte der Sandplatzsaison im Spätsommer und Frühherbst über die Bühne gehen, die Turniere in Rom und Madrid und — über allem thronend — die French Open in Paris ab dem 27. September.

Die Terminplanung ist ohnedies auf Kante genäht, schwere Sandplatzturniere direkt im Anschluss an den wichtigsten Hartplatz-Grand-Slam zu absolvieren — das scheint vielen in der Branche mindestens ambitioniert, man kann auch sagen, an der Grenze zum Übermut. Spieler wie Spaniens Superstar Rafael Nadal haben sich schon festgelegt, sich im Zweifelsfall für das Turnier in Paris zu entscheiden. Nadal trainiert derzeit fast nur auf Sand — das sagt alles über seine Prioritäten.

Wie kompliziert es im Detail derzeit ist, macht das Beispiel von Wimbeldonsiegerin Simona Halep deutlich: Die Rumänin spekulierte auf eine Sondergenehmigung, um ab dem 9. August am Turnier im sizilianischen Palermo teilnehmen zu können. Sie hätte damit die eigentlich obligatorische Quarantäne für Einreisende aus Rumänien nach Italien umgehen können. Schließlich sagte Halep ihren Start am Sonntag dann doch ab.

Die gesamte Tennis-Blase im Hotel

Solche Fälle dürfte es rund um das Großturnier von Fluhing Meadow zur Genüge geben. Nur die Turniermacher selbst halten unverdrossen daran fest, dass ab dem 31. August in New York aufgeschlagen wird — auch unter dem Druck, Sponsoren und die übertragende TV-Anstalt ESPN im Rücken zu haben. Die Absage von Washington habe «in keiner Weise Einfluss» auf die Pläne der US Open.

Zum Wochenende veröffentlichten sie Einzelheiten, wie sie sich den Turnieralltag vorstellen: Demnach soll die gesamte Tennisblase im Marriott-Hotel in Long Island unterkommen. Die Profis dürfen ihre Zimmer nicht verlassen, bis die Corona-Testergebnisse feststehen, die regelmäßig erhoben werden sollen. Auch auf der Tennisanlage herrscht jederzeit Maskenpflicht, die nur fürs Training und im Spiel aufgehoben ist. Zuschauer soll es ohnehin nicht geben. Dass dies alles nicht die Lust der Profis steigert, frohen Herzens nach New York zu kommen, darf man annehmen.

Sie könne sich «wenn ich ehrlich bin, nicht vorstellen», dass unter all diesen Umständen in New York gespielt werde, hatte Barbara Rittner, beim Deutschen Tennis-Bund die Chef-Verantwortliche für die Frauen, schon vor Tagen festgestellt: «Wenn ich Spielerin wäre, würde ich im Moment nicht nach New York reisen.» Ex-Profi Patrik Kühnen, heute Turnierdirektor in München, spricht davon, dass das Turnier «auf Messers Schneide» stehe, und das ist sehr diplomatisch formuliert.

Während in New York derzeit also wohl vor allem darum gefeilt wird, einen gesichtswahrenden Weg zu finden, sich von den US Open zu verabschieden, wird in Melbourne schon ein halbes Jahr weitergedacht: Die Australian Open sind für den Januar 2021 terminiert, und die Verantwortlichen sind jetzt schon dabei, die Hoffnung zu zerstreuen, es könne ein fast normales Grand-Slam-Turnier werden. Man werde die Zuschauerkapazitäten drastisch senken, um die Abstandsregeln einzuhalten. Turnierdirektor Craig Tiley machte am Samstag klar: Besucher aus Übersee könnten dann sogar komplett ausgesperrt werden.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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