Hohe Corona-Infektionszahlen wecken in Österreich die Sorge vor einer zweiten Welle. Für Donnerstag vermeldete das Gesundheitsministerium in Wien 157 positive SARS-CoV2-Tests. Das ist der höchste Wert seit dem 10. April.
Aus den Zahlen geht auch hervor, dass im Mittel der vergangenen sieben Tage 104 Menschen positiv getestet wurden. Dieser Durchschnitt ist mehr als viermal so hoch wie am 14. Juni — dem Tag, an dem die Regierung in Wien bekannt gab, die landesweite Maskenpflicht im Handel und teils auch in der Gastronomie abzuschaffen. Nun trägt in diesen Bereichen nur noch ein Bruchteil der Kunden und des Personals freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz.
Die Zahl der bestätigten Infektionen pro 100.000 Einwohner war in den vergangenen sieben Tagen in Österreich (8,2) mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland (3,0). Die Zahl der aktiven Covid-19-Fälle ist seit Mitte Juni von unter 400 auf 1315 gestiegen. Das Gros der Infektionen konzentriert sich auf vier Bundesländer im Osten: Oberösterreich, Wien, Niederösterreich und die Steiermark.
«Wenn es freiwillig nicht geht, muss man es verpflichtend machen»
Oberösterreich, das mehr als 500 aktive Fälle vermeldet, hat vergangene Woche erneut einen Maskenzwang in öffentlichen Räumen eingeführt. Das Bundesland Kärnten schreibt an bestimmten, von Urlaubern stark besuchten Orten wieder einen Mund-Nasen-Schutz vor, ebenso die Städte Salzburg und Innsbruck in manchen Amtsgebäuden. In öffentlichen Verkehrsmitteln wie den Österreichischen Bundesbahnen oder dem Nahverkehr — wo die Gesichtsbedeckung weiter obligatorisch ist, aber von einigen Fahrgästen nicht getragen wird — führen mehrere Betreiber nun Bußgelder für Maskenverweigerer ein.
Der Chef der Österreichischen Ärztekammer fordert die weitreichende Wiedereinführung der landesweiten Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wie Geschäften oder Supermärkten. «Die Freiwilligkeit funktioniert nicht», sagte Thomas Szekeres am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. «Wenn es freiwillig nicht geht, muss man es verpflichtend machen, und das möglichst bald.» Schon seit Längerem beklagen Experten wie die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl, durch die Lockerungen der Maskenpflicht sei bei vielen Menschen die Achtsamkeit verloren gegangen.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagte in Interviews mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender ORF, eine zweite Welle sei vermeidbar, man dürfe aber nicht bei den Anstrengungen nachlassen. Die Pandemie habe sich keineswegs erledigt. Anschober sagte, er empfehle «überall dort, wo es eng wird, eine Maske zu tragen.» Eine bundesweite Maskenpflicht sei nur dann vorgesehen, falls die Coronafälle über regionale Cluster hinaus stark steigen. Sie könne allerdings «sehr kurzfristig» kommen — und «früher, als manche glauben.»
Source: spiegel.de
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