Corona-Pandemie: Wie sich der Lockdown auf die Umwelt auswirkt

Wale an der Nordküste Siziliens. Ein Anblick, was derzeit wieder häufiger zu sehen ist. Im April startete die italienische Küstenwache zusammen mit einer regionalen Umweltbehörde eine Untersuchung, wie sich der Lockdown wegen der Corona-Pandemie auf die Umwelt auswirkt. Insbesondere Schutzgebiete und Flussdeltas nahmen sie dabei in den Blick. Jetzt zogen sie ein erstes Fazit.

 

O-Ton Cosimo Nicastro Sprecher Italienische Küstenwache «Im Moment sehen wir eine ungewöhnliche Präsenz von Meerestieren wie Delfinen vor Imperia. Wir haben Meeresschildkröten zwischen den Inseln Pantelleria und Lampedusa gesehen. Auch in den Hafengebieten. Vor Elba haben wir Wale gesichtet. All das zeigt uns, dass die Tiere in diese Gebiete gekommen sind, weil die Menschen weggeblieben sind. Normalerweise sind diese Gebiete nicht von solchen Meerestieren frequentiert.»

Die Angestellten der Küstenwache und Wissenschaftler der Umweltbehörde nahmen Wasserproben, ferngesteuerte Fahrzeuge machten Unterwasseraufnahmen und Taucher inspizierten den Meeresgrund — und nahmen vereinzelte Proben. Durch den Lockdown — also ohne Motorboote oder viele Badegäste bot sich den Tauchern ein besonderes Bild.  

 

O-Ton Alessandro Mino Kommandant der Tauchereinheit der Küstenwache «Der Lockdown bot unseren Tauchern eine gute Gelegenheit, die tatsächliche Auswirkung der Menschen auf die Meeresumwelt zu untersuchen. Wir konnten eine signifikante Verbesserung der Durchsichtigkeit des Wassers feststellen. Die Abnahme von menschlichen Einflüssen hatte positive Effekte. Die Umwelt und das Meeresleben haben sich dadurch erholt.»

Aber selbst wenn sich das Meeresleben etwas regeneriert hat und die Umweltverschmutzung durch den Lockdown weniger geworden ist, gefährden Mikroplastik und Plastikmüll die Unterwasserwelt und ihre Tiere wie Delfine, Schildkröten und Wale nach wie vor.  

Seit Juli 2019 habe die Küstenwache 75 Tonnen Plastik und fünf Tonnen Plastiknetze geborgen, die von Fischern verwendet wurden.  

Mit der Rückkehr von Touristen, Kreuzfahrtschiffen und Sportbooten wird eine neue Bedrohung befürchtet, so Nicastro.  

Das vollständige Ergebnis und die Auswertung aller Daten der Untersuchung wird für Ende Juli erwartet.

Source: spiegel.de