вторник, 7 июля 2020 г.

Oktoberfest-Ersatzprogramm: Debatte über Löwen von Circus Krone auf der Theresienwiese

Im Juli beginnt auf der Münchner Theresienwiese normalerweise der Aufbau für das Oktoberfest. Wochenlang wird gewerkelt, bis im September schließlich das größte Volksfest der Welt beginnt. In diesem Jahr sieht es jedoch anders aus — bereits im April stand fest, dass das Oktoberfest aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 nicht stattfinden wird.

Die Fläche sollte trotz der Absage nicht leer bleiben: Der zuständige Bezirksausschuss forderte eine «kreative Nutzung der Theresienwiese» bis dort wieder reguläre Veranstaltungen stattfinden könnten. Doch besonders ein Punkt der Beschlussvorlage des Referats für Arbeit und Wirtschaft, die dem SPIEGEL vorliegt, löste Debatten aus — denn außer einem temporären Palmengarten und Konzerten war auch ein Löwengehege geplant. Der Zirkus Krone sollte dort sogenannte kommentierte Raubtierproben zeigen.

Protest von allen Seiten

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hatte den Vorschlag am Wochenende gegenüber der «Abendzeitung» verteidigt: Er wolle keine Diskussion über Wildtiere eingehen. «Es kann nicht sein, dass Leute, die Verbote lieber haben als Angebote, darüber entscheiden, was andere sehen dürfen.»

Bei den anderen Parteien traf der Vorschlag jedoch auf wenig Gegenliebe. Die Grünen kündigten aus Tierschutzgründen Protest an, Anne Hübner von der SPD bezeichnete die Löwen als «absolutes No-Go». Die Freien Wähler hingegen meldeten dem Bericht zufolge Sicherheitsbedenken an und FDP-Politikerin Gabriele Neff befand: «Wer Löwen sehen will, kann in den Tierpark gehen.»

Der Widerstand war erfolgreich: Die «kommentierten Raubtierproben» des Circus Krone sollen durch ein «tierfreies Alternativprogramm» ersetzt werden, teilte die Pressestelle der Stadt München nun mit. Dies sei auf Antrag der Stadtratsfraktionen von Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt geschehen. Die Grünen erklärten hierzu, die Partei sei grundsätzlich gegen Wildtierhaltung im Zirkus, da diese nicht artgerecht sei und Stress für die Tiere bedeute.

Vegan soll es sein

Der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats beschloss das Konzept für die Theresienwiese dann einstimmig — jedoch nicht nur ohne Löwen. Auch in einem anderen Punkt setzten sich die Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt durch: Es sei festgelegt worden, dass bei der Vergabe einzelner Stände die Hälfte des Angebots ökologisch, vegetarisch und vegan sein soll, hieß es.

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft teilte mit, die Verwaltung trage die Mehrheitsentscheidung selbstverständlich mit. Bedenken gegen Raubtierproben seien «bekannt und auch berechtigt», die Entscheidung habe jedoch der Stadtrat als politisches Gremium treffen sollen, das Programm sei «ergebnisoffen» vorgeschlagen worden. Die Verwaltung werde sich in Gesprächen mit dem Circus Krone um ein Programm bemühen, das ohne Tiernummern auskomme.

Die Entscheidung gegen die «kommentierten Raubtierproben» auf der Theresienwiese sei für sie «nicht so dramatisch», sagte Frank Keller vom Circus Krone dem SPIEGEL. Aufgrund der gelockerten Corona-Auflagen könne man die Raubkatzen inzwischen wieder im Krone-Bau bis zu hundert Besuchern präsentieren. Bedenken bezüglich Sicherheit und Tierschutz verstehe er allerdings nicht. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass der Zirkus sich auf der Theresienwiese präsentiert hätte. Man würde sich stets streng an die gesetzlichen Auflagen halten.

Tierschützer und Tierrechtler kritisieren seit Jahren den Einsatz von Löwen oder Elefanten in der Manege. «In einem Zirkusunternehmen ist eine verantwortbare Haltung von Wildtieren grundsätzlich nicht möglich», schreibt der Deutsche Tierschutzbund auf seiner Website. Die Tierrechtsorganisation Peta macht dem Circus Krone direkt heftige Vorwürfe und bezichtigt ihn «an der Spitze einer tierquälerischen Form der Unterhaltung» zu stehen. Der Zirkus selbst bestreitet diese Vorwürfe. Ihre Arbeit werde sehr gut kontrolliert, den Löwen ginge es «besser als vielen Menschen», sagte Zirkusdirektor Martin Lacey im Januar der «Süddeutschen Zeitung».

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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