среда, 26 февраля 2020 г.

Hamburger Bürgerschaftswahl: Berlin ist nicht Weimar. Das hat Hamburg gezeigt

Vielleicht lohnt es sich, noch einen Augenblick über die Wahl in Hamburg nachzudenken. Und sich daran zu freuen. Denn es war ein guter Abend, nicht für alle Parteien, aber für die Demokratie ganz gewiss. Und diese Wahl fand exakt im richtigen Moment statt.

Klar, es war nur eine Landtagswahl, fast eine Kommunalwahl. Und doch schenkte sie der Republik einen Moment der Erleichterung. Man konnte ein wenig durchatmen: Geht doch! Hamburg war die Antwort auf Thüringen. Und eine Reaktion auf Hanau. Am Wahlabend war klar: Um diese Demokratie muss man sich keine Sorgen machen, denn ihre Bürger scheinen entschlossen zu sein, sie zu vereidigen.

Sie wollen keine Krakeeler, Geisterfahrer und Scharfmacher in die Parlamente, Rathäuser und Ministerien schicken. Jedenfalls nicht mehr, als nun einmal in jedem Land zu finden und auch zu verkraften sind. Die Landtagswahlen im Osten konnten ja glauben machen, überall seien Nazis auf dem Vormarsch, und ein Strudel reiße die politische Mitte ins dunkle, tiefe Nichts.

Rot-Grün ist hanseatisches Lebensgefühl

Natürlich, Unfähigkeit wird bestraft. Das mussten CDU und FDP lernen, und eine schöne Erfahrung ist das nicht, wie ihnen die Sozialdemokraten berichten können. Aber die Konservativen und die Liberalen haben in Thüringen so gründlich die Orientierung verloren, dass ihnen die Hamburger Wähler etwas Zeit schenken wollten, damit sie den Überblick zurückgewinnen.

Was aber in dieser Demokratie noch möglich ist, hat der spröde Laborarzt Dr. habil. Peter Tschentscher bewiesen. Den haben die Bürger mit einem schönen Volksparteien-Ergebnis gewählt, einfach weil sie – so erklärte es sich Tschentschers Vorgänger Olaf Scholz am Wahlabend – «ordentlich regiert» werden wollen.

Da hat der Ex-Bürgermeister wohl recht. Zumal es für bürgerliche Wähler gleich zwei Alternativen gab. Die Hamburger SPD ist so wirtschaftsnah, dass ihr sogar die Kaufleute von der Elbchaussee das Portemonnaie anvertrauen. Und deren Kinder wählen die Grünen, was sonst. Lange vorbei die Jahre, als das rot-grüne «Projekt» in den wohlhabenderen Vierteln Ängste vor einem Umsturz weckte. Heute ist Rot-Grün die neue bürgerliche Mitte, etabliertes hanseatisches Lebensgefühl.

Gut, der Jubel und die «Nazis raus!»-Rufe, als die ersten Prognosen verkündet wurden und man dachte, die AfD werde aus der Bürgerschaft fliegen – sie waren verfrüht. Aber mit 5,3 Prozent kann die Demokratie leben in Zeiten wie diesen, da der Rechtspopulismus überall in Europa die Hirne vernebelt.

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