суббота, 29 февраля 2020 г.

Grundschule: «Wer hat Deutsch erfunden?»

Weiß jemand, wer das Deutsche eigentlich erfunden hat? Kann man das irgendwie eingrenzen? Hat sich jemand damit hervorgetan? Ich erfrage das für meine Tochter Juli. Sie setzt sich seit einigen Monaten intensiv mit dieser Sprache auseinander. Vor allem, weil sie nun in die Schule geht. Und dort heißt eines der wichtigsten Fächer: Deutsch. Juli war sich zunächst einmal nicht ganz sicher, ob dieses Unterrichtsangebot für sie überhaupt verpflichtend sei: «Ich kann doch schon Deutsch, dann muss ich da ja eigentlich gar nicht mehr hin!» Ich sagte, es komme darauf an, Deutsch nicht nur sprechen, sondern auch schreiben zu können. Das ließ sie nicht gelten, denn schreiben könne sie doch auch, ihren Namen nämlich. Und «Mama». Für meine Tochter sind das die beiden Wörter, auf die es im Wesentlichen ankommt.

Juli ist 6 Jahre alt. Ihr Vater Tillmann Prüfer schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über sie und seine anderen drei Töchter im Alter von 2 0, 14 und 12 Jahren. © Aline Zalko

Die Information, dass sie sich auf etliche Jahre Deutsch-Unterricht würde einstellen müssen, nahm sie einigermaßen gelassen hin. In Deutsch, so wurde es Juli bald klar, geht es nicht nur um Lesen und Schreiben, es geht auch um das Wohnen. Buchstaben wohnen nämlich. Das Haus der Buchstaben besteht aus dem Wohnzimmer, dem Oberstübchen und dem Keller. Diese drei Wohnräume sind durch drei Linien in ihrem Schreibheft umgrenzt. Ein kleines a, aber auch ein e, i oder auch das m wohnen nur im Wohnzimmer. Ein großes A hingegen wohnt im Wohnzimmer und im Oberstübchen. Ein in Schreibschrift geschriebenes großes G wiederum nimmt das Wohnzimmer, das Oberstübchen und den Keller in Anspruch. Wenn Juli sich Mühe gibt, dann sind alle Buchstabenteile fein säuberlich auf ihre Wohnbereiche aufgeteilt. Wenn sich unsere Tochter jedoch keine Mühe gibt (und das kommt durchaus vor), dann sehen die Buchstaben so aus, als seien sie im Obergeschoss ausgerutscht, die Treppe heruntergefallen und mit einigen Blessuren im Keller gelandet. Juli findet allerdings, dass dagegen die Buchstaben ihrer Eltern allesamt so aussehen, als hätten sie gar kein Zuhause und müssten im Freien schlafen.

Was Juli aufregt: wie kompliziert es ist, einen Stift zu halten. Mit drei Fingern nämlich. In der Schule hat man ihr das so erklärt: Papa (Zeigefinger) und Mama (Mittelfinger) halten den Stift, die Oma (Daumen) hilft mit, den Stift über das Papier zu schieben, die Kinder (Ringfinger, kleiner Finger) müssen nichts machen – außer das Kind Juli. «Und wem wird dann beim vielen Schreiben die Hand steif? Mir!», schimpft sie. Dabei schreibt Juli durchaus schon für den Eigenbedarf. Neulich hat sie ihrer Mutter den ersten Brief geschrieben. «WER MEIN ZMR AUFREUM WIL, MUS DRAUSN BLEIM!» Sie mag es eben nicht besonders, wenn man ihr helfen will, ihr Zimmer aufzuräumen. Alle haben den Brief verstanden, also muss er auch richtig geschrieben sein, oder? Jedenfalls richtiger als die Wörter, die Juli so lesen muss. Beim Lesen fallen ihr nämlich lauter Merkwürdigkeiten auf: Da ist immer wieder ein Buchstabe ß zu sehen, der aussieht wie ein B mit Bauchschmerzen, aber «ssss» gesprochen wird. Und warum hört sich das «ch» bei «Licht» ganz anders an als bei «Loch» und noch mal anders bei «Lachs»? Und warum hören sich «ai», «ey» und «ei» genau gleich an? Hätte man das vielleicht mal auf Schlüssigkeit überprüfen können, bevor man es Kindern vorsetzt? Ich kann darauf schwer eine Antwort geben, so wenig wie auf ihre Frage «Wer hat eigentlich Deutsch erfunden?». Den würde Juli nämlich gerne mal treffen: «Der kriegt Kloppe!»

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