воскресенье, 16 февраля 2020 г.

Barrierefreiheit: Aufzug kaputt bedeutet eine Stunde Umweg

Wenn ein Aufzug kaputt ist, ist das für die meisten Menschen ärgerlich, aber verkraftbar. Sie müssen ihre Koffer oder ihr Fahrrad die Treppen hoch oder runter schleppen, das ist nicht schön. Aber für Max Dorner kann ein kaputter Aufzug eine Stunde Umweg bedeuten. Der Münchner kommt dann mit seinem Handbike, einem Rollstuhl mit zusätzlichem Rad und Armantrieb, nicht zu seinem Gleis. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als von einem anderen Gleis in die falsche Richtung zu fahren und von dort wieder zurück.

So ist es auch an diesem Freitag Ende Januar wieder. «Defekt» steht auf dem Aufzug, der am Münchner Ostbahnhof zu Gleis drei und vier führt. Ein Techniker sei benachrichtigt, heißt es auf einem Sticker der Deutschen Bahn, die für die S-Bahn zuständig ist, «wir bitten um Ihr Verständnis». Wenn Max Dorner so etwas liest, lacht er verzweifelt. Verständnis, sagt er, hätte er, wenn ein Aufzug nach ein paar Tagen wieder funktionieren würde. Aber dieser ist seit drei Wochen kaputt, wie die Bahn auf Anfrage bestätigt. Die Instandsetzung sei aufwendig.

Max Dorner © Gina Bolle

Seine Routen plant Dorner wie in einem Labyrinth um kaputte Aufzüge und nicht barrierefreie Bahnhöfe herum. Er will nicht nur meckern, das betont er immer wieder. Doch wenn man wie er im Rollstuhl sitzt und Bahn fahren möchte, bleibt einem manchmal nichts anderes übrig. 

Da sind die steilen Rampen, die Dorner im Ostbahnhof bezwingen muss, um zum S-Bahn-Bereich zu gelangen. Ohne fremde Hilfe kommt er sie nicht hoch und auch nicht runter, «sonst kippt der Rollstuhl nach hinten um und ich lande auf dem Kopf». Da ist der Aufzug zu Gleis eins und zwei, der für sein Handbike zu klein ist. Um nach oben zu kommen, muss er das zusätzliche Rad abmontieren und von jemandem hochbringen lassen.

Barrieren auch für alte Menschen und Eltern

Wer sich ohne körperliche Einschränkung auf den Weg zum Zug macht, bekommt nicht mit, wie viele Hürden andere dabei nehmen müssen. Zuletzt wies mit dem Grünenpolitiker Hans-Christian Ströbele ein prominenter Fahrgast auf die Probleme hin. Der 80-Jährige sitzt zwar nicht im Rollstuhl, doch er nutzt einen Rollator. Wie er berichtete, hätten die Mitarbeiter der Bahn es aus Versicherungsgründen abgelehnt, ihn während einer Reise mithilfe eines Hublifts in den Zug zu bringen. Er sei dann von einem Bahn-Mitarbeiter am Gürtel in den Zug bugsiert worden. Schon zuvor hatte die Journalistin Carina Zimniok bei Twitter geschildert, dass eine Zugbegleiterin ihr die Hilfe verwehrt habe, als sie mit einem Kinderwagen in den Zug einsteigen wollte.

«Die Beispiele von Herrn Ströbele und Frau Zimniok zeigen, dass die vielen Barrieren bei der Bahn nicht nur Menschen mit Behinderung betreffen, sondern auch ältere Menschen oder Mütter und Väter», sagt Kay Macquarrie. Er hat mit der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben die Initiative Barrierfreie Bahn ins Leben gerufen und engagiert sich fürs Bahnfahren ohne Stufen und Hindernisse. Für alle, wie er betont: für Rollstuhlfahrerinnen, aber auch für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, einem Gipsbein, Fahrrad oder schwerem Gepäck.

Die Bahn agiere «völlig planlos, was Barrierefreiheit angeht», kritisiert Macquarrie. An vielen Bahnhöfen führe nur ein Aufzug direkt zu den Gleisen. So wie am Münchner Ostbahnhof. Fällt er aus, seien viele Menschen aufgeschmissen. Am Zug, so berichten Aktivisten und Verbände, gingen die Probleme weiter: Stufen vor dem Waggon, keine oder zu wenige barrierefreie Abteile, defekte rollstuhlgerechte Toiletten.

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