
Die deutsche Reisebranche hat in der Coronakrise mit milliardenschweren Umsatzausfällen zu kämpfen. «Die Unternehmen der Reisewirtschaft verzeichnen mehr als 80 Prozent Umsatzausfälle, dies entspricht einer Größenordnung von 28 Milliarden Euro für 2020», sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, dem «Handelsblatt«. Die finanzielle Lage der Branche sei «höchst angespannt, Insolvenzen sind die Folge».
11.000 Reisebüros, 2300 Reiseveranstalter und viele tausend touristische Dienstleister sind demnach derzeit «de facto geschlossen». Reisewarnungen und -beschränkungen hätten den touristischen Reisemarkt mit wenigen Ausnahmen «zum vollständigen Erliegen gebracht», sagte Fiebig.
Verbraucherschützer: Lage teilweise selbst verschuldet
Reisebüros und Reiseveranstalter, ebenso wie viele touristische Dienstleister seien «Händler ohne Ware», da derzeit von 193 Staaten weltweit kaum einer mehr ohne behördliche Einschränkungen zu bereisen sei. Nach Fiebigs Einschätzung werden die Reiseunternehmen weit bis ins nächste Jahr hinein von den weitreichenden Einschränkungen des Reiseverkehrs betroffen sein. Fiebig forderte deshalb mehr Unterstützung der Bundesregierung, um die 2,9 Millionen Arbeitsplätze in der Reisewirtschaft zu sichern. Der Reisekonzern TUI etwa verhandelt bereits über zusätzliche Staatshilfen in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro.
Verbraucherschützer Klaus Müller sieht die Schwierigkeiten der Reisebranche in der Coronazeit teilweise selbst verschuldet. «Die Lage für die Reisebranche ist definitiv düster», sagt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) der Zeitung «Handelsblatt». Die Branche habe allerdings wie die Bundesregierung auf Zwangsgutscheine für stornierte Reisen gesetzt. «Die Firmen wollten die Kosten der Krise damit eins zu eins an die Verbraucher durchdrücken», sagte Müller. «Das war dreist – und ein strategischer Fehler.» Deswegen wäre schon im Frühjahr die Einrichtung eines Reisesicherungsfonds «mehr als geboten» gewesen, um den Unternehmen Liquidität zu verschaffen.
Source: spiegel.de
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