Reinhold Preißler trug den Erfolg eng an seinem Herzen, als er zur Hochzeit erschien. In der Innentasche seines Jacketts steckten die zusammengefalteten Zettel. Ein Beschluss des Verwaltungsgerichts Hamburg, zwölf Seiten, Aktenzeichen 9 E 3964/20. Zwei lange Abende hatte der Anwalt an diesem Fall gesessen. Für die Liebe, könnte man sagen.
Preißler, 66, spricht am Telefon mit einem kräftigen fränkischen Dialekt. Der Fürther Jurist ist keiner, der oft vor Gericht zieht. Er ist im Medizinrecht bewandert. Er hilft Ärztinnen, wenn sie sich niederlassen wollen, unterstützt bei der Gründung von Gesundheitszentren, fädelt den Verkauf großer Praxen ein. «Es ist fast ein bisschen Unternehmensberatung», sagte er.
Diesmal hat er einem Paar geholfen, das tanzen wollte. Und dafür zog er vor Gericht.
Seit die Pandemie erschienen ist, muss die Freiheit weichen. Nähe ist gefährlich, deshalb schränkt die Politik sie ein. Es ist ein Balanceakt zwischen Freiheit und Infektionsschutz, der zu jedem Zeitpunkt der Pandemie neu ausgehandelt werden muss. Im Zweifel braucht es dafür Gerichte. Im Großen, bei Sperrzeiten oder dem Beherbergungsverbot. Aber auch im Kleinen. So wie bei Isabelle und Stefan Svoboda aus Hamburg.
Source: spiegel.de
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