Nun zeigen auch Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI), dass die Corona-Labore immer öfter nicht mit dem Auswerten von Tests hinterherkommen. So meldeten in der vergangenen Kalenderwoche (bis 1.11.) 69 Labors einen Rückstau von insgesamt 98.931 abzuarbeitenden Proben. Zwei Wochen zuvor waren es noch 52 Labors mit 20.799 abzuarbeitenden Proben. 55 Labors nannten laut RKI-Lagebericht zuletzt Lieferschwierigkeiten für Reagenzien unter anderem zum Auswerten der Tests, Plastikverbrauchsmaterialien und Pipettenspitzen.
«Mit steigenden Probenzahlen, wie sie zurzeit aufgrund der weiten Indikationsstellung zu beobachten sind, verlängern sich auch die durchschnittlichen Bearbeitungszeiten, mit möglichen Konsequenzen für die zeitnahe Mitteilung des Ergebnisses an die betroffenen Personen, sowie einem größeren Verzug bei der Meldung an das Gesundheitsamt», schreibt das RKI.
Es gebe in den vergangenen Wochen zunehmend Berichte von Laboren, die sich stark an den Grenzen ihrer Auslastung befänden. Es sei unter anderem «dringend geboten, den Einsatz der Tests im Hinblick auf den angestrebten Erkenntnisgewinn in Abhängigkeit freier Testkapazitäten zu priorisieren».
RKI warnt bis Weihnachten vor 400.000 Fällen pro Tag
Wenn sich die Zeit bis zum Ergebnis verlängert, erhöht sich auch das Risiko, dass Infizierte zu lange ohne Befund bleiben. Zugleich bleibt kein Puffer, um auch auf größere regionale Ausbrüche schnell reagieren zu können. Derweil hat sich die sogenannte Positivenquote bei Corona-Tests in Deutschland in den vergangenen zwei Monaten in etwa verzehnfacht. So schlugen in Kalenderwoche 44 (bis 1.11.) laut RKI etwa 7,3 Prozent der Tests an — der höchste Wert seit der ersten Aprilhälfte. In Kalenderwoche 35 (bis 30.8.) waren es noch rund 0,7 Prozent.
Die Zahl der wöchentlich durchgeführten Tests kletterte in den vergangenen zwei Monaten deutlich um mehr als 400.000. 191 Labors meldeten zuletzt rund 1,6 Millionen solcher Laboruntersuchungen in einer Woche – ein Rekordwert für Deutschland. Die Entwicklung bei Positivenrate und Test-Anzahl spiegelt sich im über Wochen starken Anstieg bei den gemeldeten Neuinfektionen wieder. Die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen stieg am Donnerstag erneut auf einen Höchstwert. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI 19.990 Fällen binnen eines Tages. Den bis dahin höchsten Wert hatte es am vergangenen Samstag mit 19.059 neuen Fällen gegeben.
Je höher die Fallzahlen seien, desto schwieriger werde es, alle Menschen mit Erkältungssymptomen zu testen, sagte RKI-Vizechef Lars Schaade zu Wochenbeginn. Nötig wären dann mehr als drei Millionen Tests pro Woche – dies sei weder nötig noch erforderlich. Deshalb habe das RKI die Empfehlungen an Ärzte hinsichtlich der Testkriterien angepasst, sagte Schaade. Faktoren seien etwa die Symptome, die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe und die Wahrscheinlichkeit, dem Coronavirus ausgesetzt gewesen zu sein.
Über die Lage in der Pandemie sagte Schaade: «Wir sind noch mitten im Marathon.» Er appellierte an die Bürger, die Verhaltensregeln einzuhalten. Nähme die Fallzahl weiter so schnell zu wie zuletzt – mit einer Verdoppelung innerhalb von zehn Tagen –, gäbe es nach seinen Worten 400.000 Fälle pro Tag bis Weihnachten.
Source: spiegel.de
Комментариев нет:
Отправить комментарий