Die Schulen trotz Pandemie offen zu halten, hat für die Kultusminister mit Blick auf berufstätige Eltern «oberste Priorität«. Und obwohl kritische Werte von Corona-Neuinfektionen in fast allen Städten und Kommunen überschritten werden, werden die Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa zu einer Rückkehr zu einem Betrieb mit halben Klassen in zahlreichen Bundesländern ignoriert.
Der Deutsche Lehrerverband hat diese Politik der Bundesländer angesichts der verschärften Coronalage abermals scharf kritisiert. «Wir halten es für grundfalsch, dass die Mehrzahl der Bundesländer den Hygienestufenplan der Kultusministerkonferenz und die Empfehlungen des RKI außer Kraft gesetzt und in die Tonne getreten hat», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem «Handelsblatt«.
Präsenzunterricht für schwache Schüler, Fernunterricht für leistungsstarke?
«Die Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen dürfen nicht vom ansteigenden Infektionsgeschehen in Deutschland und den für den Rest der Gesellschaft im Lockdown-Monat November geltenden Verhaltensregeln komplett abgekoppelt werden», sagte Meidinger. Er fordert von der Politik «klare Maßgaben», ab welcher Neuinfektionsrate (Inzidenzzahl) auch Schulen ihre Gesundheitsschutzmaßnahmen verschärfen müssten bis hin zur Wiederherstellung der Abstandsregel mit halbierten Klassen und Hybridunterricht. «Bei der Art der Umsetzung will der Lehrerverband den Schulen vor Ort aber einen großen eigenen Ermessensspielraum einräumen», sagte Meidinger.
Das Robert Koch-Institut hatte im Oktober in einem Papier beschrieben, dass Corona-Ausbrüche in Schulen seit der Wiedereröffnung «in zunehmendem Ausmaß beobachtet» würden. Das RKI-Konzept sieht vor, ab einem Wert von 35 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen Mundschutz zumindest für ältere Schüler auch während des Unterrichts vorzuschreiben. Geteilte Klassen für zeitversetzten Unterricht empfiehlt das RKI ab einem Wert von 50.
«An der einen Schule kann eine Verkleinerung der Lerngruppen so erfolgen, dass besonders förderungsbedürftige Kinder weiter im Präsenzunterricht bleiben und andere, die von den Eltern zuhause unterstützt werden können verstärkt Homeschooling betreiben», schlägt Meidinger nun vor. Ein Gymnasium könne die Schüler der Unterstufe in der Schule belassen, während die Oberstufe «vorübergehend in das distance learning geht». Wichtig sei aber, dass reagiert werde. «Derzeit lässt die Politik die Schulen weitgehend allein.»
Source: spiegel.de
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