среда, 18 ноября 2020 г.

Corona-Impfstoff: So bereitet sich die Logistikbranche auf die Verteilung vor

Die Logistikbranche arbeitet mit Hochdruck daran, wie sie Corona-Impfstoffe verteilen kann, wenn diese wohl in den nächsten Monaten auf den Markt kommen. Den Großteil des Geschäfts könnten die großen Unternehmen Deutsche Post DHL, Fedex, UPS sowie Kühne + Nagel machen, die Pharma-Geschäftszweige haben und einen gekühlten Transport sicherstellen können.

Gespräche mit den Pharmafirmen laufen seit langem, hieß es von den Logistikern. Die Aufgabe der weltweiten Verteilung sei eine große Herausforderung, man sei aber gut vorbereitet. Kühne + Nagel und DHL teilten mit, man habe bereits erste Logistikverträge zu Covid-19-Impfstoffen abgeschlossen.

Entscheidend bei dem Transport ist die Kühlung der Präparate. Der Impfstoff der Unternehmen Biontech aus Mainz und Pfizer aus den USA, dessen Entwicklung besonders weit ist, benötigt hierbei eine Kühlung von minus 70 Grad beim Transport. Bei anderen Präparaten sind minus 20 Grad nötig oder Temperaturen bis plus acht Grad. Für das Vakzin der US-Firma Moderna, das ebenfalls sehr weit gediehen ist, reichen nach Firmenangaben Kühlschrank-Temperaturen über null Grad.

Die Deutsche Post DHL erwägt, für ihr Lager-Netzwerk Hunderte besonders kalte Tiefkühlschränke (»Ultralow-Freezer«) zu kaufen, sie kosten jeweils einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag und haben Platz für mehr als 25.000 Fläschchen, die gut 100.000 Impfdosen enthalten könnten. DHL-Manager Thomas Ellmann sagte: »Wir durchleuchten unsere Infrastruktur auf die Kapazitäten, bei minus 20 oder minus 70 Grad liefern zu können.«

Zehn Milliarden Dosen in zwei Jahren

Neuland sei das nicht für sein Unternehmen, in einem Zwischenlager an der deutsch-niederländischen Grenze gebe es beispielsweise bereits 58 solcher Tiefkühlschränke. Die werden aber bereits benutzt und sind bereits voll — auch spezielle pharmazeutische Substanzen, Impfstoffe für Tiere und Produkte für klinische Studien müssen bei den extremen Minusgraden gelagert werden. Im Flugzeug und auf Lkw wiederum kommen die Präparate in Kunststoffboxen mit Trockeneis, also gefrorenem CO2. Solche Boxen könnten eine Temperatur von minus 70 Grad bis zu sechs Tage halten. In der Sparte »Life Sciences & Healthcare« beschäftigt DHL bislang weltweit 9000 speziell geschulte Mitarbeiter und betreibt 150 Lagerhäuser und 120 Umschlagzentren.

Dennoch ist der Transport von Impfstoffen und Medikamenten bei extremen Minusgraden bisher ein Randgeschäft für die Logistiker, das Gros ihrer Dienstleistungen für die Pharmabranche macht der Transport von Präparaten bei zwei bis acht Grad plus und 15 bis 25 Grad aus. »Die Menge an Tiefkühlpräparaten, die wegen Covid-19 auf die Logistikbranche zukommt, ist eine große Herausforderung«, sagt Ellmann. Präparate gegen Ebola mussten in der Vergangenheit zwar ebenfalls in großen Mengen tiefgekühlt transportiert werden, Covid-19 habe als weltweites Thema aber eine viel größere Dimension.

DHL-Manager Ellmann schätzt, die Logistikbranche wird in den nächsten zwei Jahren zehn Milliarden Covid-19-Impfdosen verschicken — manche Präparate werden mehrfach gespritzt werden müssen, daher sind es mehr Dosen als Menschen auf der Erde. Allerdings werden mit der Zeit auch Impfstoffe auf den Markt kommen, die beim Transport nicht tiefgefroren sein müssen, dementsprechend könnten sich die Anforderungen an die Branche verändern und vereinfachen.

Staat und Krankenkassen für die »letzte Meile«?

Der Logistikkonzern Kühne + Nagel mit Sitz in der Schweiz verfügt nach eigenen Angaben in Europa über eine eigene Flotte von 200 klimatisierten Pharma-Trailern, also Lkw-Anhängern. Zudem hat die Firma Verteilzentren mit Kühlkammern, die bis zu minus 20 Grad kalt sind. »Wir gehen aber davon aus, dass eine Temperatur von plus 2 bis plus 8 Grad Celsius in den meisten Fällen reichen wird«, sagt ein Firmensprecher. Sollten bis zu 80 Grad minus nötig sein für Transport und Lagerung, »haben wir auch dafür Lösungen«.

Von UPS heißt es, man bereite das Netzwerk auf einen etwaigen Transport von Impfstoffen und Covid-19-Tests vor. Aus Sicht von Fedex ist die Verteilung eine der größten Herausforderungen, die es jemals gab für die Logistikbranche. »Covid-19-Impfstoffe setzen eine umfangreiche Logistik-Expertise voraus, damit sie effektiv in großen Stückzahlen auf der ganzen Welt verteilt werden können — ganz anders als bei traditioneller Fracht«, sagt Fedex-Europachefin Karen Reddington. »Von geeigneter Temperaturkontrolle bis hin zur schnellen Verzollung: das ist alles andere als ein gewöhnlicher Transport.« Man habe aber bereits zuvor Impfstoffe und andere »temperaturgeführte« Sendungen transportiert. »Wir sind gut aufgestellt.«

Aus Sicht von DHL kommt es auch auf staatliche Akteure an: So müsse die Verzollung reibungslos verlaufen und der Staat samt Krankenkassen müsse die «letzte Meile» gut meistern — also der Weg der Pharmaprodukte ab Übergabe vom Logistiker an eine Behörde bis zur Impfung. Die Bundesländer erwägen derzeit, regionale Impfstellen einzurichten. Wie bei einer normalen Impfung könne es jedenfalls nicht ablaufen, bei denen sich die Versicherten ihren Impfstoff selbst aus der Apotheke holen und zum Arzt bringen oder dieser beim Arzt bereitliegt, so Ellmann. «Weder Apotheke noch Ärzte haben geeignete Tiefkühlkapazitäten.»

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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