вторник, 13 октября 2020 г.

Coronavirus: Hotelbetreiber über Beherbungsverbote — der Report

Um kurz nach Mitternacht beginnt Freddie Flor manchmal seinen Arbeitstag: Dann veröffentlicht das RKI die neuesten Corona-Infektionszahlen — und damit auch die neuen Risikogebiete in Deutschland. Dann weiß Flor, Hotelier auf Amrum, welche seiner Gäste er am nächsten Tag anrufen muss, um ihren Urlaub zu stornieren. Es sei denn, die Personen können einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen.

«Das war letzte Woche sehr verwirrend, als die Regelung in Kraft trat», sagt der Betreiber vom Landhaushotel Flor und vom Friesenhof Bendixen auf der Nordseeinsel. «Wir hatten sehr viele Stornos, weil die Leute nicht rechtzeitig einen Corona-Test besorgen konnten.» Bislang sei er mit einem blauen Auge durch das Jahr gekommen, sagt Flor. Doch nun seien seine Buchungen um fünf bis zehn Prozent zurückgegangen.

Zahl der Risikogebiete hat sich verdoppelt

Mit Wucht holt die Corona-Pandemie in Deutschland zum zweiten Mal die Tourismusbetriebe ein. Nicht nur die Hauptstadt wurde just zum Beginn ihrer Herbstferien als Risikogebiet eingestuft, jeden Tag kommen weitere hinzu: Von Frankfurt am Main über Köln und Essen bis nach München und Rosenheim steht die Corona-Landkarte auf Rot. Die vom RKI veröffentlichte Liste der betroffenen Postleitzahlen – danach werden die Risikogebiete eingeteilt – hat sich binnen einer Woche fast verdoppelt.

Für die Hotels und Feriendomizile bedeutet das: Es hagelt Stornierungen. Zwar sind die Bestimmungen je nach Bundesland unterschiedlich. Während Brandenburg ein komplettes Beherbergungsverbot für Berliner verhängte, entschied sich Schleswig-Holstein zunächst für eine Testpflicht plus 14-tägiger Quarantäne, nahm aber die Quarantäne kurz darauf wieder zurück. In Mecklenburg-Vorpommern, bekannt für seine besonders strengen Schutzmaßnahmen, gilt seit 8. Oktober: Alle Einreisenden aus Risikogebieten müssen einen negativen Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist – und trotzdem in 14-tägige Quarantäne. Nur wer nach fünf bis sieben Tagen einen weiteren negativen Test vorlegen kann, darf sich wieder frei bewegen.

«Da frage ich mich: Was macht einen Berliner in Mecklenburg-Vorpommern so viel gefährlicher als in Schleswig-Holstein?», fragt Thilo Naumann, Hotelier in Heringsdorf auf Usedom. Wenn der bei ihm ankomme und seinen negativen Test vorlege, müsse er ihm trotzdem sagen: «Ab aufs Zimmer, wir bringen Ihnen die nächsten 14 Tage Ihr Essen hoch – das macht natürlich keiner.»

Naumann hatte noch keinen einzigen Gast, der trotz Risikowarnung angereist ist. Dafür erheblichen Mehraufwand: «Wir müssen jeden Tag rund 400 Anreisende mit den ganzen Risikogebieten abgleichen und die Betroffenen vor der Anreise anrufen», sagt er.

Die Folge: Stornierungen. Allein die Berliner machen traditionell rund ein Drittel der Hotelumsätze in Mecklenburg-Vorpommern aus. Das spürt auch Naumann, der auf Usedom fünf Hotels und ein Reiseunternehmen mit eigenem Flugbetrieb hat. Aus Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf fliegt er die Touristen direkt auf die Ostseeinsel. Allein am letzten Wochenende habe er rund 50.000 Euro weniger Umsatz gemacht. Wer die Stornokosten trage? «Ich weiß es schlicht nicht, die Rechtslage ist unklar. Im Moment vertrösten wir unsere Gäste und versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden.»

Auch beim Strandhotel Sonnenburg in Kühlungsborn an der Ostsee gab es ein paar Stornierungen, vor allem durch Berliner. «Aber wir haben viele Gäste aus anderen Bundesländern und sind noch zu 90 Prozent ausgelastet», sagt Christin Keller, stellvertretende Hotelleiterin. Das sei zwar weniger als im Sommer, als das Hotel monatelang zu 100 Prozent belegt gewesen sei. Aber bis jetzt laufe das Geschäft noch gut. Und immerhin stimme das Timing jetzt — ein erneuter Einbruch bedeute in der Nachsaison nicht das Aus.

«Weinende Gäste am Telefon»

Düsterer sieht die Lage in Waren an der Müritz aus. «Ich habe hier weinende Gäste am Telefon», sagt Katja Jedwillat, die das kleine Altstadthotel «Goldene Kugel» mit 14 Zimmern betreibt. Am Wochenende habe ein Familientreffen in ihrem Hotel stattgefunden, sagt sie, doch der Berliner Teil der Familie konnte nicht anreisen. «Dabei kamen die aus Berlin-Hellersdorf, da sind die Infektionszahlen ganz niedrig.» Jedwillat plädiert dafür, dass Berlin in einzelne Risikostadtteile aufgeteilt wird. «Die Zahlen sind nur in einzelnen Bezirken wie Neukölln oder Mitte so hoch – und der Rest leidet», sagt Jedwillat.

Bitter sei es auch für die Hotelbetriebe: «Dass Berlin jetzt zur Herbstferienzeit Risikogebiet wurde, ist für uns schon gravierend», sagt Jedwillat, die auch Vorsitzende der Warener Hotelgemeinschaft ist. «Ein Hotel hier im Ort hatte am Wochenende eigentlich zwei große Gruppen aus Berlin – und stand dann komplett leer.» Zwar habe es in ihrem Hotel bisher nur drei, vier Absagen gegeben. «Aber wir arbeiten alle viel mehr, um die Buchungen mit den Risikogebieten abzugleichen und die Gäste zu kontaktieren.» Doch dabei kommt kein Geld rein.

Es wird eng für die Betriebe

Von Pleiten habe sie in Waren noch nichts gehört – auch sie habe im Sommer immerhin etwa die Hälfte der Shutdown-Verluste aus dem Frühjahr wiedergutgemacht. Aber eng werde es für einige Betriebe schon. Auch Hotelier Naumann auf Usedom hat nach eigenen Angaben rund ein Viertel weniger Umsatz gemacht in diesem Jahr, «das ist gewaltig». Zwar sei der Sommer gut gewesen, aber für Werbung, Hygienevorschriften, mehr Personal und nur zur Hälfte belegbare Restaurants seien auch die Kosten höher gewesen. «Wir sind jetzt nicht in der Lage, sechs Monate kein Geschäft zu machen – dann wird's schwierig», sagt Naumann.

Mecklenburg-Vorpommern sei wieder einmal am weitesten vorgeprescht, sagt der Hotelier. «Diese Ungleichbehandlung kann so nicht weitergehen. Deswegen werden wir am Dienstag eine Normenkontrollklage gegen die Landesregierung einreichen. Nichts gegen den Corona-Test, aber die Quarantäne ist einfach überzogen.»

Vielleicht einigen sich Bund und Länder bereits am Mittwoch auf einheitliche Regeln, wenn sie zur Beratung über die Reisebeschränkungen zusammenkommen. Der wirtschaftliche Schaden, findet Naumann, stehe jedenfalls in keinem Verhältnis zur Corona-Gefahr in Mecklenburg-Vorpommern: Gerade mal 19 später positiv getestete Touristen habe es seit dem 24. Mai gegeben, als die Tourismusbetriebe wieder öffnen durften.

Auch für Freddie Flor auf Amrum ist die Corona-Gefahr bislang eher theoretisch: Auf der Nordseeinsel gab es im ganzen Jahr einen einzigen Fall.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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