суббота, 5 сентября 2020 г.

Women’s Super League: Warum Chelsea und Co im Frauen-Fußball investieren

Manche Fußball-Ligen brauchen länger als andere, um aus dem Corona-Lockdown zu kommen. In der englischen Women's Super League (WSL) fanden die bisher letzten Spiele am 23. Februar statt. Im März war der Betrieb ausgesetzt worden, Ende Mai entschied der Verband, die Saison abzubrechen. Der FC Chelsea wurde auf Basis eines Rechenmodells zum Meister erklärt. An diesem Wochenende kehrt die WSL nach mehr als einem halben Jahr auf die Bildfläche zurück mit dem Start der Saison 2020/2021, und entgegen der Befürchtung, dass der Fußball der Frauen das erste Opfer der Pandemie werden könnte, ist der augenscheinliche Zustand der Liga prächtig.

Verluste trotz steigender Zuschauerzahlen

Die Spitzenvereine haben kräftig aufgerüstet, allen voran Chelsea, unter anderem mit der Verpflichtung von Deutschlands Fußballerin des Jahres: Pernille Harder kam vom VfL Wolfsburg für eine Rekordsumme von angeblich rund 300.000 Pfund. Manchester City verstärkte sich mit den US-amerikanischen Weltmeisterinnen Rose Lavelle und Samantha Mewis. Wie bei den Männern wird England auch für die Frauen zunehmend zum favorisierten Dienstsitz für die Stars der Branche. Viele Beobachter auf der Insel sind daher der Meinung, dass die WSL mittlerweile die beste Frauenliga der Welt ist. «Die Qualität und die Standards auf und neben dem Platz werden in jeder Saison besser», sagt die englische Ex-Nationalspielerin Anita Asante von Aufsteiger Aston Villa dem SPIEGEL.

Unter der glänzenden Oberfläche ist der Zustand allerdings problematisch. Fast alle WSL-Klubs machen Verluste. Chelsea, der umsatzstärkste Verein der Liga, verlor in der Saison 2018/2019 umgerechnet knapp 1,8 Millionen Euro, bei Manchester City war es mehr als eine Million, der FC Arsenal, die dritte große Kraft im englischen Frauenfußball, wies ein Minus von knapp 600.000 Euro aus. So ist es in den öffentlich einsehbaren Bilanzen verzeichnet. Und das, obwohl die Zuschauerzahlen in der WSL steigen. In der abgelaufenen Saison lag der Schnitt bei 3072 (im Vergleich zu 912 in der Frauen-Bundesliga) — auch, weil Events wie das Manchester- oder das Nordlondon-Derby in den Männerstadien ausgetragen wurden, nicht wie üblich in den deutlich kleineren und oft abgelegenen Spielstätten der Frauen.

Weil die Vereine die Eintrittskarten allerdings günstig verkaufen, um möglichst viel Publikum anzuziehen, spielen die Zuschauer-Einnahmen im Grunde keine Rolle. Fachleute schätzen, dass sie bei den WSL-Teams maximal zehn Prozent des Umsatzes ausmachen. Bei den internationalen Topklubs der Männer liegen sie überwiegend zwischen 15 und 20 Prozent. Einen lukrativen TV-Vertrag wie in der Premier League gibt es in der WSL nicht. Die Verluste des Frauenfußballs zahlen die Männer. Denn keines der zwölf WSL-Teams ist eigenständig. Alle gehören etablierten Vereinen mit männlicher Beteiligung an. 

«Es sieht gut aus, eine Frauenmannschaft zu haben»

Fachleute glauben, dass es für diese Klubs sinnvoll ist, ein Frauenteam zu unterhalten, auch wenn sie damit kein Geld verdienen. «Es sieht gut aus, eine Frauenmannschaft zu haben», sagt Ex-Profi Alex Culvin dem SPIEGEL. Sie forscht mittlerweile an der University of Salford zu Fußball und Finanzen. Eine Frauenmannschaft gibt einem Verein ihren Worten zufolge einen progressiven Anstrich, zieht neue Fans an und wirkt attraktiv auf mögliche Sponsoren, ist also gute PR. «Es geht den Klubs nicht darum, Geld zu verdienen. Sie investieren in die Marke», sagt Culvin.

Die Kosten und damit das Risiko sind gering, zumindest für die großen englischen Vereine. Das durchschnittliche Jahresgehalt in der WSL liegt Schätzungen zufolge bei umgerechnet knapp 31.000 Euro im Jahr. Das ist weniger als ein Zehntel dessen, was Mesut Özil bei Arsenals Männern angeblich verdient — in der Woche. Allerdings ist umstritten, wie gesund es für den Frauenfußball ist, von den Männern abhängig zu sein. «Es ist ein Haus, das auf Sand gebaut ist», sagte Stephen Allinson schon im März der Times. Der einstige Präsident der Frauen von Yeovil Town ist bekennender Kritiker des Geschäftsmodells der WSL: «In jedem Business braucht man eine nachhaltige Basis, von der aus man wachsen kann. Davon sind wir Ewigkeiten entfernt.» Wir, damit meint er den englischen Frauenfußball. 

Allerdings hat es für die WSL-Klubs auch unverkennbare Vorteile, an Männervereine angeschlossen zu sein. Die Infrastruktur, also Trainingsplätze, das Know-how, eine Marketingabteilung und auch eine Fan-Basis, ist schon da und muss nicht erst teuer aufgebaut werden oder über Jahre wachsen. Die Gefahr ist, dass die Klubs den Frauenfußball irgendwann nicht mehr finanzieren wollen oder können. Und dann? «Das wäre so, als würde man von seinen Eltern plötzlich kein Taschengeld mehr bekommen», sagt Ex-Profi Culvin. Ein warnendes Beispiel ist Notts County. Der Verein löste 2017 seine Frauen-Abteilung auf. Zwei Tage vor dem Start der WSL-Saison. 

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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