пятница, 11 сентября 2020 г.

Alexander Zverev bei den US Open: Er ist nicht der Topfavorit

Die guten Nachrichten vorweg: Alexander Zverev ist der erste Deutsche seit 1995, der das Halbfinale der US Open erreicht hat. Der 23-Jährige steht zum zweiten Mal in diesem Jahr in der Vorschlussrunde eines Grand-Slam-Turniers. Zverev konnte in New York bislang Kraft sparen, in keiner seiner fünf Partien musste er über die volle Distanz gehen, sein kommender Gegner — der Spanier Pablo Carreño Busta (22 Uhr MESZ, Liveticker bei SPIEGEL.de) — stand im Viertelfinale mehr als vier Stunden auf dem Court und liegt in der Weltrangliste außerhalb der Top 25.

Vieles spricht für Zverev. Auch die Wettquoten. Doch so einfach ist es nicht.

Zverev hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Wie so häufig war es geprägt von vielen Höhen und Tiefen. Der Halbfinal-Einzug bei den Australian Open in der Prä-Corona-Zeit wurde bereits als Durchbruch auf großer Bühne gewertet. Endlich — so hieß es — der ersehnte Erfolg bei einem der vier großen Turniere. Dann folgte die monatelange Pandemie-Pause. Diese nutzte der Hamburger für Aussetzer abseits des Platzes. Erst die Teilnahme an der umstrittenen Adria-Tour von Novak Djokovic, dann die Partyfotos in Südfrankreich. Anstatt sich zu erklären, zog er sich zurück. Beim Turnier in Berlin verzichtete er gar auf einen Start.

Zverev größte Schwäche bleibt der eigene Aufschlag

Seit August wird wieder um Punkte gespielt. Zverev schreibt seitdem ausschließlich sportliche Schlagzeilen, negativ und positiv. Zunächst das eher peinliche Aus gegen Andy Murray beim Masters von Cincinnati, nun der Marsch ins Halbfinale der US Open. Auf den Pressekonferenzen wird Zverev nicht müde zu betonen, dass er noch «Steigerungspotenzial» in seinem Spiel sehe. Tatsächlich muss sich der Weltranglistensiebte deutlich verbessern, wenn er das Turnier in New York gewinnen will.

Zverevs größte Schwäche bleibt der zweite Aufschlag. In seinen fünf Begegnungen schlug er sage und schreibe 45 Doppelfehler, Carreño Busta unterliefen lediglich neun. Großgewachsene Profis leben in der Regel häufig von ihrem Aufschlag. Im Fall von Zverev (1,98 Meter) ist das eigene Service schon lange eine große Baustelle. Konstanz und Stabilität sind ebenfalls noch nicht zu erkennen. Gegen Borna Coric verlor er den ersten Satz in nur 25 Minuten, ehe er aufdrehte und in vier Durchgängen gewann.

Zverev profitiert vom Fernbleiben vieler Stars. Roger Federer, Rafael Nadal und Stan Wawrinka reisten nicht in die US-Metropole, Djokovic verabschiedete sich im Achtelfinale nach einem beispiellosen Eklat. Der Deutsche rückte in der Setzliste nach vorne und hatte Losglück. Seine bisherigen Gegner — Kevin Anderson (Nr. 117), Brandon Nakashima (Nr. 223), Alejandro Davidovich Fokina (Nr. 99), Adrian Mannarino (Nr. 39 und Borna Coric (Nr. 32) — waren entweder nicht in Form oder noch sehr jung und unerfahren.

Das ist auch Martina Navratilova nicht entgangen. Die 18-fache Grand-Slam-Siegerin, die als Expertin für Amazon Prime arbeitet, behauptete nach dem Halbfinal-Einzug, dass Zverev in seiner jetzigen Verfassung kein Major gewinnen könne. «Du schlägst auf diese Weise keine Topspieler, weil die eine andere Motivation haben werden und dafür auch zu gut sind», so Navratilova. Zverev konterte und verwies auf seine Statistik gegen große Spieler. So habe er eine positive Bilanz gegen Federer (4:3), und auch Djokovic habe er mehrfach in Endspielen geschlagen.

Gegen Carreño Busta gilt Zverev tatsächlich als Favorit. In einem möglichen Endspiel würde sich das allerdings ändern. Dort könnte der Deutsche auf den Sieger der Partie zwischen Dominic Thiem (Österreich) und Daniil Medwedew (Russland) treffen. Sowohl Thiem als auch Medwedew, der im Turnierverlauf noch keinen Satz verloren hat, galten schon im Vorfeld neben Djokovic als Titelkandidaten.

Medwedew agiert nahezu fehlerlos von der Grundlinie und kann sich immer auf seinen starken Aufschlag verlassen. Thiem spielt extrem druckvoll und zählt zu den fittesten Spielern auf der Tour. Im direkten Duell mit Zverev führt der Österreicher 7:2.

Einen Sieger vorauszusagen, ist in diesem Jahr besonders schwer. Nur eines steht bereits fest: Erstmalig nach 13 Grand-Slam-Turnieren wird der Champion nicht Federer, Djokovic oder Nadal heißen. Die Chance für Zverev ist groß wie nie. Ob er sie nutzt?

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

Комментариев нет:

Отправить комментарий