Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Mexiko in nächster Zeit das erleben könnte, was Kolumbien in den Achtzigerjahren durchmachen musste: Ein entfesselter Krieg zwischen Staatsgewalt und Drogenmafia, mittendrin eine Bevölkerung, der seit Jahrzehnten versprochen wird, dass die Gewalt enden wird. Das jüngste Beispiel: Vor ein paar Wochen entkam der Polizeichef in Mexico-City nur knapp dem spektakulärem Anschlag eines 30-köpfigen Killerkommandos. Minutenlang wurde er mit Schnellfeuergewehren beschossen.
Host Juan Moreno spricht in «Acht Milliarden — Dem Auslandspodcast des SPIEGEL» mit Edgardo Buscaglia, einem der weltweit renommiertesten Forscher in Sachen «Organisierte Kriminalität». Buscalgia lehrt an verschiedenen Universitäten, berät weltweit Regierungen und hat ein ausgesprochen gut aufgestelltes Informanten-Netzwerk.
Buscaglia ist schon häufiger in Mexiko als Prophet aufgetreten. Als die Regierung Mexikos vor zehn Jahren den Drogenkrieg erklärte und vor allem von Seiten der USA viel Lob dafür bekam, war er es, der darauf hinwies, dass auffällig viele Verhaftungen kleinere Kartelle trafen — das mächtigste Kartell aber, das berühmte Sinaloa-Kartell vergleichsweise glimpflich davonkam. Seit ein paar Monaten, weiß man warum: Die rechte Hand des damaligen Präsidenten Felipe Calderón, hatte Millionen Dollar Schmiergeld vom Sinaloa-Kartell angenommen und alles getan, um seine Geldgeber zu schützen.
Für Buscaglia ist der Anschlag auf den Polizeichef von Mexiko-City ein Indiz dafür, dass der Staat — zum ersten Mal in seiner Geschichte — ernsthaft versucht, die Kartelle zu bezwingen. Gerade das Kartell Jalisco Nueva Generación, das für seine Brutalität bekannt ist, scheint unter der verstärkten Aktivität einer Steuerfahndungseinheit des Finanzministeriums zu leiden. Milliarden Pesos wurden in den letzten Monaten konfisziert, Konten eingefroren, der Sohn des Anführers des Kartells in die USA abgeschoben. Die Reaktion: Es gibt eine Todesliste, auf der nicht nur der angesprochene Polizeichef steht, sondern auch Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador.
Source: spiegel.de
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