Michael Jaffé, vorläufiger Insolvenzverwalter von Wirecard, sieht Fortschritte bei der Investorensuche: Für das Kerngeschäft hätten 77 Interessenten Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet, teilte der Rechtsanwalt mit. Damit dürfen sie im nächsten Schritt in die Bücher schauen.
«Wir sind zuversichtlich, einen Investor für das Kerngeschäft zu finden, das erhebliche unternehmerische Chancen in einem enorm wachsenden Markt für einen Investor bietet», sagte er. Der Geschäftsbetrieb soll fortgesetzt werden.
Oft melden sich Bieter in diesem Stadium aber nur, um sich die Konkurrenz genauer anzuschauen.
Wirecard ist in einen milliardenschweren Betrugsskandal verwickelt. Der Dax-Konzern hatte im Juni dieses Jahres Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Wirecard-Vorstand seit 2015 Scheingewinne auswies. Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere Ex-Manager sitzen in Untersuchungshaft. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.
Jaffé: Verkauf des US-Geschäfts kommt voran
Der vorläufige Insolvenzverwalter Jaffé versucht nun, die Reste des Unternehmens zugunsten der Gläubiger zu verwerten. Weit fortgeschritten ist ihm zufolge der Verkauf des US-Geschäfts mit vorab aufgeladenen Bezahlkarten, das Wirecard 2016 von der Citigroup übernommen hatte. 60 Interessenten hätten dafür Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet, die ihnen einen Blick in die Bücher ermöglichen. «(Sie) zeigen erhebliches Interesse am Erwerb des eigenständig und unabhängig am Markt agierenden Unternehmens», sagte Jaffé.
Zudem habe sich das Kerngeschäft von Wirecard mit der Ausgabe von Kreditkarten (Issuing) und der Abrechnung von Online-Transaktionen (Acquiring) in der Insolvenz «trotz der enorm schwierigen Ausgangslage» stabilisiert, sagte Jaffé. Die Liquidität sei auch ohne einen Massekredit gesichert.
Ein Insolvenzverwalter versucht in der Regel, bis zur Eröffnung des Verfahrens — die bei Wirecard für Anfang September erwartet wird — einen Käufer für die wichtigsten Firmenteile zu finden. Die Wirecard Bank, die von der Finanzaufsicht Bafin von der Wirecard AG abgeschirmt wurde, ist nicht Teil des zum Verkauf stehenden Kerngeschäfts. Für sie läuft ein separater Verkaufsprozess, der aber nicht eilig ist, weil die Bank selbst nicht insolvent ist.
Source: spiegel.de
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