понедельник, 29 июня 2020 г.

News des Tages: Coronatests, Trumps Don’t-Playlist, Fußball

1. Test-Site-Story: Die Schwächen des Söderalismus

Einchecken, Gepäck aufgeben, Rachenabstrich nehmen: Am Flughafen in Frankfurt am Main hat jetzt auch eine Corona-Teststation eröffnet. Wer im Sommerurlaub zwei Wochen unter Quarantäne vermeiden will, kann sich also zur Sicherheit untersuchen lassen.

Ein negativer Covid-19-Test könnte neben Mundschutz und Sterillium zum begehrtesten Utensil im Handgepäck werden, nicht nur für Flugreisende und nicht nur für Touristen aus Gütersloh (wo der Lockdown gerade um eine Woche verlängert wurde). In vielen, vielen Rucksäcken, so ist anzunehmen, steckt neben den Kopien von Fahrzeugschein und Reisepass auch ein Laborbericht — kann ja sein, dass der Hotelier ihn sich vorlegen lässt.

Was so ein Test kostet, das hängt davon ab, wo man wohnt. Bayern will Gratis-Massentests für alle anbieten, Hamburg und Sachsen-Anhalt schließen das aus, bislang. Ob das so bleibt? In Corona-Fragen scheint die Bundesrepublik ja söderal organisiert zu sein.

Dem Volk nicht nur aufs Maul schauen, sondern ihm mit einem Wattestäbchen im Hals herumfuhrwerken — wie sinnvoll das ist, erklärt meine Kollegin Julia Köppe aus dem Wissenschaftsressort. Dass schon jetzt deutlich mehr getestet wird, weiß Julia aus eigener Erfahrung. «Als mein Freund mit Schnupfen zu Hause bleiben musste, fürchtete ich, vorsorglich für zwei Wochen in Quarantäne zu müssen.» Doch der Hausarzt machte umgehend einen Test, das Ergebnis war innerhalb eines Tages da. «Negativ, wie fast 99 Prozent aller Corona-Tests derzeit.»

2. Von Adele bis Stones: Die Don’t-Playlist des US-Präsidenten

You Can’t Always Get What You Want, das gilt auch für den US-Präsidenten. Kaum eine Nachricht hat unsere Leserinnen und Leser am Wochenende so interessiert wie diese: Die Rolling Stones drohen Donald Trump mit Klage, wenn er auf seinen Kundgebungen noch einmal ihren Song spielt. Damit verlängert sich Trumps Don’t-Playlist um einen Track.

Stars gegen Trump, die Meldungen darüber reichen so weit zurück wie die Verkündung seiner Kandidatur. Von Adele bis zu den Stones: die größten Hits der Sechziger, Siebziger, Achtziger, Neunziger und ein bisschen was von heute — hören Sie hier, was der US-Präsident nicht spielen darf (bei Apple Music oder bei Spotify):

  • Twisted Sister: «We’re Not Gonna Take It»

  • Aerosmith: «Dream On»

  • R.E.M.: «It’s the End of the World as We Know It (And I Feel Fine)»

  • Adele: «Rolling in the Deep»

  • Neil Young: «Rockin’ in the free world»

  • Aerosmith: «Livin’ on the Edge»

  • Rihanna: «Don’t Stop the Music»

  • Pharrell Williams: «Happy»

  • Ozzy Osbourne: «Crazy Train»

  • R.E.M.: «Everybody Hurts»

  • R.E.M.: «Losing My Religion»

  • Panic! at the disco: «High Hopes»

  • Tom Petty: «I Won’t Back Down»

  • Rolling Stones: «You Can’t Always Get What You Want»

Unser Musikkritiker und DJ Christoph Dallach urteilt: «Eine Playlist wie ein vom Computer generierter NDR-2-Formatradio-Mix: Hits, die nicht wehtun.»

Ja, Trump ist ein Tune-Nichtgut, aber wir sollten den Ernst der Lage in den USA nicht vergessen. Deshalb empfehle ich Ihnen die Corona-Video-Chronik meiner Kollegin Janita Hämäläinen mit Animationen von Jonathan Miske. Und vor allem unseren Auslandspodcast «Acht Milliarden»: Mein Kollege Juan Moreno hat mit unseren US-Korrespondenten Roland Nelles und Ralf Neukirch über die steigenden Corona-Zahlen und Trumps sinkende Umfragewerte gesprochen.

3. Mit Corona-Abstand die Besten: Das ist die SPIEGEL-Elf der Saison

Ich habe mir sagen lassen, dass ab und zu Fußball vorkommen soll in diesem Newsletter. Scheint die Leute zu interessieren. Meine Kollegen aus dem Sportressort haben also eine SPIEGEL-Elf zusammengestellt. Klingt fast, als würden die Kollegen gleich aufs Feld laufen. Aber nein, des geht um die Bundesligaspieler, die in dieser Saison die besten Geschichten geliefert haben: vom unverhofften Standardkönig Christopher Trimmel bis zum auferstandenen Thomas Müller.

Meine Lieblingsstory heute: Im ersten Leben Halbgott

Ein Wissenschaftspodcast verabschiedet sich in die Sommerpause — normalerweise keine Nachricht. In Corona-Zeiten aber führt die Ankündigung, dass Virologe Christian Drosten für einige Wochen nicht zu hören sein wird, zu Tweets, Facebook-Posts und Zeitungsmeldungen. Auch für mich gehört der Podcast seit Monaten zum Alltag. Und ich muss gestehen: Besonders unterhalten fühle ich mich bei Seitenhieben auf andere podcastende Virologen. Da erwacht der innere «Bunte»-Leser.

Dann stelle ich mir Drosten als einen Schach-Großmeister vor, der bei aller Bescheidenheit natürlich stolz darauf ist, dass berühmte Spielzüge nach ihm benannt wurden (die Drosten-Eröffnung, die Schulwende). Und der in kleinem Kreis spottet über Alexander Kekulé, der Würfel zum Turnier mitbringe, oder Hendrik Streeck, der das Brett von einer Agentur namens «Poliermachine» auf Hochglanz bringen lasse.

Welche Kraft das Gegeneinander in der Wissenschaft entwickeln kann, das erfuhren meine Kolleginnen Susanne Beyer und Lydia Rosenfelder nun, allerdings im Gespräch mit drei Politikern: Denn Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, Kanzleramtsminister Helge Braun und der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach arbeiteten einst als Mediziner. «Kompetitiv» gehe es im Labor zu, sagt etwa Tschentscher, dem beim Wechsel in die Politik klar war: Es gibt kein Zurück. 

Jetzt, in der Pandemie, sind die drei besonders gefragt. Die Erfahrung in anderen Berufen helfe ihnen, sagt Susanne: «Alle drei haben dadurch auch Abstand zu den Prozessen der Politik und behalten den Blick normaler Bürger bei.» Während die Virologen lediglich beraten, müssen die Politiker am Ende entscheiden — und für die Konsequenzen geradestehen.

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Ermittler entdecken im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach die Spuren von mehr als 30.000 Verdächtigen: Es geht dem Justizminiter von NRW zufolge sowohl um die Verbreitung und den Besitz von Kinderpornografie als auch um konkrete Missbrauchstaten.

  • Militärischer Abschirmdienst sieht «neue Dimension» von Rechtsextremismus in der Bundeswehr: Laut Behördenchef gibt es Hunderte Verdachtsfälle, allein in der Eliteeinheit KSK stehen rund 20 Personen im Fokus.

  • SPD-Bundestagsvize will bei der Wahlrechtsreform notfalls mit Opposition stimmen: Union und SPD streiten weiter über den aufgeblähten Bundestag. Doch die Zeit wird knapp. SPD-Grande Thomas Oppermann droht nun im SPIEGEL, seine Stimme der Opposition zu geben.

  • Wirecard legt Achterbahnfahrt an der Börse hin: Die Aktie des Skandalkonzerns entwickelt sich zum Zockerpapier. Nach der Ankündigung des Vorstands, die Geschäfte fortsetzen zu wollen, stieg der Kurs um mehr als das Dreifache.

Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: «Laut Gericht kam der US-Konzern den Sicherheits- und Gesundheitsverpflichtungen gegenüber seinen Angestellten nicht ausreichend nacht.»

Harald Schmidt verabschiedet sich in den Urlaub: Genießen Sie den Sommer! Hier geht’s zur Videokolumne.

Und heute Abend?

Vielleicht mal wieder Netflix: Der US-Komiker Will Ferrell parodiert den Eurovision Song Contest — mit überraschend differenziertem Blick auf europäische Eigenarten, findet mein Kollege Felix Bayer aus dem Kulturressort. «Er hat Schwächen, aber macht schon Spaß», sagt er.

In diesem Sinne: États-Unis — sept points.

Herzlich

Oliver Trenkamp

Source: spiegel.de

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