суббота, 27 июня 2020 г.

Jürgen Klopp und der FC Liverpool: Perfekt gemacht

Um diese Meisterleistung auch sportlich beurteilen zu können, lohnt sich ein Blick auf das Ende der Vorsaison: 2019 hatte Liverpool zwar die Champions League gewonnen, der Traum vom nationalen Titel aber platzte trotz historischer Punkteausbeute erneut. Eine einzige Niederlage gegen Manchester City hatte den Unterschied gemacht.

«Intensität ist unsere Identität»

Wie sollte Liverpool auf diese bereits fast perfekte Spielzeit reagieren? Auf der Insel werden Erfolg und Misserfolg stark an der Einkaufspolitik eines Vereins festgemacht; ein oder zwei Stars mehr hätten dem Team im Jahr zuvor vielleicht jene zwei Punkte beschert, die am Ende fehlten, mutmaßten viele Fans.

Erwartet wurde daher, dass Klopp seinem Team teure Koryphäen hinzufügen würde. Der Trainer und sein Stab aber setzten auf andere Verstärkungen. Für sie war die Qualität der Mannschaft hoch genug, man müsse nur noch ein Quäntchen mehr aus ihr herausholen.

Das Klopp-Zitat «Intensität ist unsere Identität» wurde zum Leitspruch einer Saison, an der noch an den kleinsten Stellschrauben gedreht wurde. So hielt etwa Extrem-Surfer Sebastian Steudtner im Trainingslager im französischen Evian einen Vortrag über seine immerwährende Suche nach der nächsten großen Welle. Er brachte den Spielern mentale Techniken bei, mit denen sie unter Wasser mehrere Minuten die Luft anhalten konnten. Ziel der Übung: Das Team sollte psychologisch noch widerstandsfähiger werden, denn Klopp war nicht entgangen, dass sich in der Vorsaison in einer kleinen Schwächephase im Januar (eine Niederlage, zwei Unentschieden) Nervosität ins Spiel eingeschlichen hatte. 

Der Klub schickte die Masseure ins Wohnzimmer

Da Liverpool zudem mit dem Uefa-Supercup in Istanbul und der Klub-WM in Katar zusätzliche Spiele bestreiten musste, wurde der Schwerpunkt vermehrt auf Fitness und Prävention gelegt. Auf Anregung des niederländischen Assistenztrainers Pepin Lijnders regenerierten die Spieler am Tag nach Spielen zu Hause, um im Kreis ihrer Familien besser abschalten zu können. Der Klub schickte ihnen Masseure ins Wohnzimmer. 

In taktischer Hinsicht konzentrierte sich Klopp darauf, Liverpools Spiel defensiv stabiler auszurichten. Um noch dominanter und vor allem kontrollierter aufzutreten, arbeitete man ausführlich an der Positionierung der drei zentralen Mittelfeldspieler. Sie wurden von kreativen Aufgaben weitestgehend entbunden und zu vorgeschobenen Verteidigern. Kapitän Jordan Henderson sowie Gini Wijnaldum und Fabinho sollten, eng beisammen, nach Ballverlusten Konter so schnell wie möglich durch Gegenpressing unterbinden.

Die tiefere Spieleröffnung wurde währenddessen noch stärker als im Vorjahr den Außenverteidigern Trent Alexander-Arnold und Andy Robertson übertragen: auch lange, präzise Pässe von Innenverteidiger Virgil van Dijk auf die variablen Spitzen Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mané wurden zunehmend ins Repertoire aufgenommen. Diese Maßnahmen ließen das Team kompakter agieren. Hinzu kommt, dass der Klub auf zahlreichen Ebenen fortschrittlich und auf höchstem Niveau arbeitet. Klopp aber wurde durch seine Arbeit in der ersten Reihe zum Gesicht des Erfolgs.

Die designierten Champions spielten in der Folge nicht immer so mitreißend wie beim 4:0-Sieg gegen Leicester City zu Weihnachten, aber mit einer auf diesem Niveau ungekannten Effizienz. Vor der Corona-Pause gewann Liverpool 27 von 29 Spielen (ein Unentschieden, eine Niederlage), vierzehn davon nur mit einem Tor Unterschied. Die «Financial Times» errechnete, dass in den europäischen Topligen keine Mannschaft mit Liverpools durchschnittlicher Tordifferenz von 1,5 Toren pro Spiel auch nur annähernd auf eine Punkteausbeute pro Partie von 2,77 kam.

Meister ohne Hinweis-Sternchen

Befürchtungen, die erste Meisterschaft seit 1990 noch zu verpassen, kamen nur kurz in der Coronakrise auf, da von einigen abstiegsbedrohten Klubs ein Abbruch der Saison angeregt worden war. Auch Klopps Sorge, die Leistung seines Teams könne aufgrund der besonderen Umstände gering geschätzt werden, wird mittlerweile verschwunden sein.

Noch während der Quarantäne hatte der 53-Jährige gegoogelt, was es mit diesem diskutierten asterisk (englisch für Hinweis-Sternchen) auf sich hatte, das manche dem Meister in dieser Saison aufgrund der besonderen Umstände in den vergangenen Monaten verpassen wollten. «Ich kannte das Wort nur aus den Comics (Asterix; d. Red.)«, sagte er vor einer Woche lachend. Dabei wäre so ein asterisk gar nicht verkehrt. Liverpool ist ein Meister mit Stern. 

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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