Es ist gewissermaßen das Konzept von Tim Mälzer. Als Kontrahenten hat er gern hochdotierte Kollege, die er Vorführen kann. Mit seinen Aufgabenstellungen müssen die Sterneköche oft einsehen, dass sie am normalen Herd scheitern. In fünf Staffeln «Kitchen Impossible» kamen da schon einige Köche zusammen. Doch mit Jan Hartwig hat er sich den falschen ausgesucht. Auch wenn er seit drei Jahren in Folge drei Michelin-Sterne erkocht hat, ist der Münchner auf dem Boden geblieben. Das tut der Folge gut.
Das waren die Highlights der fünften Folge
Das Konzept von «Kitchen Impossible» ist wie eh und je: Tim Mälzer duelliert sich mit einem Koch oder einer Köchin, es müssen vier Aufgaben an vier verschiedenen Orten mit jeweils vier Originalköchen (deren Gerichte die Kontrahenten nachkochen müssen) bestritten werden. Eine Jury verköstigt das Ergebnis und verteilt Punkte. Der Gewinner des Duells ist derjenige mit den meisten Punkten.
Wir haben die Highlights der fünften Folge für Sie zusammengefasst:
Diese Köche mussten sich beweisen:
Jan Hartwig ist ein Meister seines Fachs. Seit 24 Jahren hält er einen Michelin-Stern. 2017 dann der Ritterschlag: drei Michelin-Sterne für sein Restaurant «Atelier» im Bayerischen Hof in München. Der Gault Millau hat das Restaurant mit 19 von möglichen 20 Punkten ausgezeichnet. Dabei ist Hartwig erst 36 Jahre alt. Ein guter Kontrahent also für Mälzer. Wird er ihn schlagen können?
Hier wurde gekocht:
In Wigoltingen (Schweiz), in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), in Wien und in Värska (Estland)
Das wurde gekocht:
Tim Mälzer in Wien: Pilz-Beuschel mit Waldstaude und Pilzkraut
Jan Hartwig in Dubai: Ginger Chicken mit Reis und Roti Brot
Mälzer in Wigoltingen: Tarte Tatin
Hartwig in Värska: Zwiebelkuchen, Soir (estnischer Handkäse) und Hechtfrikadellen
Das beste Gericht:
Das Ginger Chicken aus dem Restaurant Ravi Palace in Dubai. Hier gehen sowohl Einheimische als auch Touristen gern essen. Das pakistanische Restaurant ist simpel, die Gerichte haben es rein geschmacklich aber in sich.
So gelingt das Gericht:
Die Zubereitung ist tatsächlich recht simpel: Zuerst brät man Hühnchenstreifen in Öl mit Knoblauch, gibt dann Butter und Ingwer hinzu. Man brät alles an und fügt dann Tomatensauce hinzu. Zwiebelstreifen kocht man separat weich, püriert sie dann, lässt die Masse einkochen und gibt sie zu dem Fleisch mit einem Klecks Joghurt hinzu. Dann wird gewürzt: mit rotem Chilipulver, Kurkuma, Salz, schwarzem Pfeffer, Garam Masala und Bockshornklee. Dann werden gehackte Chilis und Tomatenstreifen dazugegeben. Alles muss gut gerührt werden und ist nach 25 Minuten fertig. Zuletzt kommt frischer Koriander darüber.
Das ging gar nicht:
Bis Hartwig dem Originalgericht und dessen Aromenwelt näherkommt, wäscht er das Hühnchenfleisch fünf Mal ab. Von einem Drei-Sterne-Koch erwartet man anderes.
Das war das komplizierteste Gericht:
Das Pilz-Beuschel mit Waldstaude und Pilzkraut, das Mälzer im Wiener Sterne-Restaurant Steirereck nachkochen muss. Normalerweise ist ein Beuschel ein Ragout aus Herz, Niere, Milz und Zunge. Meist vom Kalb, Rind, Schwein oder Wild. Mälzer aber muss die vegetarische Variante des Zwei-Sterne-Kochs Heinz Reitbauer nachkochen. Das «Ragout» besteht ausschließlich aus frischen und fermentierten Pilzen sowie diversem Wurzelgemüse, Emmer, Einkorn, Waldstaude (bei der Waldstaude handelt es sich um eine Urform des Roggens) und einem hocharomatischen Pilzfond. Dafür, dass Mälzer keine Ahnung hat wie es gelingt, schlägt er sich solide.
Dieser Kuchen hat Geschichte:
Das Rezept für den Zwiebelkuchen von Sirje, die das Hausrestaurant «Mohnblume» im estnischen Värska betreibt, stammt aus Sowjet-Zeiten. Denn Zwiebeln, Mehl und Hefe gab es immer zu kaufen. Das Restaurant ist für traditionelles Essen bekannt und so gut, dass sogar die estnische Staatspräsidentin bereits zu Gast war. Mit ihrem Zwiebelkuchen ist Sirje bereits drei Mal Meisterin im sogenannten Königreichswettbewerb geworden.
Der beste Move:
Jan Hartwig lässt sich in Estland helfen. Auf einem Markt fragt er Frauen nach dem Rezept für Soir, einen mit Kümmel gewürzten Handkäse, der typisch für die Region im Süden Estlands ist. Zwar schummelt der Sternekoch etwas, aber Mälzer würde es nicht anders machen.
Das war die schönste Jury:
In Estland kommen die Gäste, die das Essen bewerten solle, in traditionellen Trachten und singen Hartwig auch noch ein Ständchen.
Daran ist Tim Mälzer gescheitert:
Normalerweise sucht Mälzer für seine Kontrahenten Gerichte aus, die auf den ersten Blick einfach erscheinen, es aber dann doch in sich haben. Hartwig folgt dieser Taktik und setzt Mälzer eine Tarte Tatin vor — aber nicht irgendeine. Der Kuchen ist eine Spezialität eines der besten Restaurants in der Schweiz: die Taverne zum Schäffli in Wigoltingen ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Das Restaurant führt der 35-jährige Christian Kuchler mit seinem Vater. Seit 300 Jahren wird hier gekocht. Per se ist eine Tarte Tatin ein gedeckter Apfelkuchen aus Mürbteig. Mälzer beißt sich daran sprichwörtlich die Zähne aus. An den Kuchen der Familie Kuchler kommt er einfach nicht heran.
Der Gewinner:
Das ist in dieser Folge ganz klar: Jan Hartwig. Dabei hat er nicht nur die Aufgaben erfolgreich erfüllt, sondern ist auch so bescheiden und bodenständig nach Rezepten zu fragen, wenn er ein Gericht nicht kennt. Mälzer wurmt das natürlich. Auch aus dem Grund, weil er den Sternekoch sympathisch findet.
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