воскресенье, 1 марта 2020 г.

Beleidigungen gegen TSG-Mäzen: Pöbel-Plakate gegen Hopp: «Ist das der Fußball, den wir wollen? NEIN!»

Über eine Stunde glänzte der FC Bayern München sportlich in Sinsheim – dann wurd das überdeutliche 6:0 zur Nebensache. Trainer Hansi Flick, die Profis um die wütenden David Alaba und Serge Gnabry sowie Vorstandsmitglied Oliver Kahn standen im strömenden Regen vor der eigenen Fankurve und wirkten auf die Anhänger ein. Was war passiert?

Der Eklat

Ein Spruchband genügte, und Schiedsrichter Christian Dingert unterbrach die Partie zum ersten Mal. Die Fans des FC Bayern hielten Banner gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp in die Höhe, deren Wortlaut zutiefst beleidigend war. Hopp wurde darauf unter anderem als «Hurensohn» bezeichnet. 

Joshua Kimmich und David Alaba liefen in die Bayern-Kurve, um auf die Fans einzureden

Joshua Kimmich und David Alaba liefen in die Bayern-Kurve, um auf die Fans einzureden

Die Bayern eilten zur Kurve, redeten wild gestikulierend auf die Fans ein, das Plakat abzuhängen. Es klappte – aber nur vorübergehend. Zehn Minuten später wurde das nächste Banner enthüllt, und Dingert pfiff wieder.

Die Konsequenzen

Beim zweiten Mal blieb es nicht bei der Intervention der Bayern. Dingert schickte beide Mannschaften in die Kabine. Vor der Kurve versuchten mehrere Profis sowie Ex-Keeper Oliver Kahn erneut und emotional, auf die eigenen Fans einzuwirken. Im Kabinentrakt wurde das weitere Vorgehen beratschlagt, auch Hopp und Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge waren inzwischen in den Katakomben angekommen.

Das Zeichen

Nach fast 20-minütiger Pause kehrten die Teams auf den Rasen zurück. Doch wirklich Fußball gespielt wurde nicht mehr, stattdessen zeigten die Mannschaften auf ihre Weise, was sie von der Fan-Aktion hielten. Demonstrativ schoben sie sich den Ball hin und her, während Hopp und Rummenigge neben dem Rasen standen und genauso wie die meisten Fans applaudierten. Nach dem Spiel gingen Hoffenheim— und Bayern-Profis gemeinsam mit Hopp in die Kurve der Gastgeber. Die eigenen Fans besuchten Manuel Neuer und Co. an diesem Nachmittag nicht.

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Die Vorbereitungen

Die Schmäh-Spruchbänder waren offenbar während des Spiels im Gästeblock zusammengestellt worden, meldet die Deutsche Presse-Agentur und beruft sich auf Informationen aus Polizeikreisen. Die Gäste-Fans hatten dort zuvor eine Choreographie zum 120. Vereinsjubiläum der Münchner mit vielen einzelnen Plakaten gezeigt. Einsatzpolizisten berichteten am Samstagabend in Sinsheim, dass Fans größere Mengen an Klebebändern mit in die Arena genommen hätten – offiziell, um damit Fahnen an den Stangen zu befestigen. Diese seien aber dazu verwendet worden, um aus einzelnen Plakaten die Banner zu basteln.

In der Vergangenheit war schon oft gerätselt worden, wie trotz strenger Kontrollen Hass-Plakate ins Stadion kommen konnten. Die Bayern-Fans hatten zudem Pyrotechnik und Rauchtöpfe in die Arena geschmuggelt und abgebrannt.

Die Reaktionen

Rummenigge nannte die Vorgänge «einen schwarzen Tag für den Fußball», er forderte «klare Kante» gegen solche Fans. «Wir müssen mutig dagegen vorgehen und uns nicht immer wegducken», mahnte der Vorstandschef der Münchner. Bayern-Spieler Thomas Müller schrieb auf Twitter: «Ist das der Fußball, den wir wollen? NEIN!» 

DFB-Präsident Fritz Keller dankte den Spielern und Beteiligten der TSG und des FC Bayern für ihre solidarische Aktion: «Ich möchte den beiden Mannschaften, dem Schiedsrichter, den beiden Vereinen Hoffenheim und Bayern einfach gratulieren, wie sie gehandelt haben», sagte Keller am Samstagabend im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF.

«Bislang hat es die Bundesliga nicht in den Griff bekommen. Ich glaube, wir haben jetzt einen Punkt erreicht, der so nicht mehr zu tolerieren ist», sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. «Diese Hetze gegen Menschen ist nicht hinnehmbar», fand auch Freiburgs Trainer Christian Streich. «Die Menschen lieben Fußball in diesem Land, er hat eine wichtige Funktion. Wenn es so weitergeht, steh ich dahinter, dass ein Spiel einfach beendet wird und man nach Hause geht. Man darf auf keinen Fall darüber hinwegsehen.» Und weiter: «Was in diesem Land in den letzten zehn Monaten passiert ist in punkto Hetze, in punkto Anschläge auf Politiker, auf jüdische Einrichtungen und jetzt auf eine türkische Shisha-Bar ist extrem gefährlich», klagte der Fußball-Lehrer.

DFL-Boss Christian Seifert bezog ebenfalls klar Stellung: «Die permanenten Anfeindungen gegen Dietmar Hopp sind schon lange nicht mehr hinnehmbar und auf das Schärfste zu verurteilen. Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt.» Jegliche Art von Hass dürfe keinen Platz haben. Ähnliche Äußerungen waren auch in den anderen Bundesliga-Stadien zu vernehmen. Der Fall wird den deutschen Fußball noch lange beschäftigen. Hopp selbst äußerte sich zunächst nicht.

Die Fans

Die Verursacher des Eklats zeigten keine Einsicht. In einer online veröffentlichten Stellungnahme hieß es: «Will man zukünftig immer, wenn solche Beleidigungen auf der Zuschauertribüne geäußert werden, Fußballspiele ab- oder unterbrechen, wird man keine Partie mehr über 90 Minuten spielen können. Die Unterbrechung heute war einfach nur überzogen und absurd.» In dem am Samstag auf «suedkurve-muenchen.org» veröffentlichten Text heißt es außerdem: «Man muss den Wortlaut nicht gut heißen, aber es gab für uns hierzu keine Alternative, da nur so das Thema die nötige Aufmerksamkeit erhält.» Der Fußball bleibe «dreckig», die Fans «rebellisch».

Hansi Flick,  Hasan Salihamidzic und Hermann Gerland liefen in die Bayern-Kurve, um die Fans zur Räson zu bringen

Hansi Flick,  Hasan Salihamidzic und Hermann Gerland (v.l.) liefen in die Bayern-Kurve, um die Fans zur Räson zu bringen

Das Fadenkreuz-Plakat und die Schmähkritik gegen Hopp sind nach Ansicht der Fanorganisation ProFans zum Symbol gegen die Kollektivstrafe geworden. Dies sagte ProFans-Sprecher Sig Zelt der Deutschen Presse-Agentur. «Ein Weg zur Befriedung wäre freilich, wenn der DFB wirklich die Kollektivstrafe abschafft. Dann wäre die Luft sofort raus», sagte er. Dieser Schritt sei überfällig. Er erwarte aber nicht, dass der Deutsche Fußball-Bund über seinen Schatten springen werde – «gerade jetzt nicht».

Die Hintergründe

Hopp ist seit Jahren das Ziel harscher Kritik aus verschiedensten Fangruppen. Der 79 Jahre alte Milliardär und Mitbegründer des SAP-Konzerns hat aus dem Hoffenheimer Dorfverein mit seinem Privatvermögen einen Bundesligisten und Europapokal-Teilnehmer gemacht. Für den harten Kern mancher Fangruppierungen gilt er deshalb als Symbol für die Kommerzialisierung wie sonst nur der Red-Bull-Club RB Leipzig. Ohne Hopps Geld würde es den Profiverein TSG Hoffenheim nicht geben. In der Rhein-Neckar-Region gilt Hopp als Förderer, für sein gesellschaftliches Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Hopps Finanzspritzen stießen in der jüngeren Vergangenheit vor allem den Fans des BVB sauer auf: Wegen ihrer wiederholten Anfeindungen gegen den TSG-Mäzen waren die BVB-Anhänger in der vorvergangenen Woche vom Deutschen Fußball-Bund mit einem zweijährigen Auswärtsbann für die Spiele in Sinsheim belegt worden. Die Strafe durch das DFB-Sportgericht ist wohl der Ursprung der zahlreichen Beleidigungen am Samstag.

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Der Drei-Punkte-Plan

Bei «diskriminierenden Vorfällen» in Fußballstadien gilt seit Kurzem der sogenannte Drei-Punkte-Plan der Fifa. Dieser sieht in letzter Konsequenz den Abbruch einer Partie vor. Als erste Maßnahme soll der Schiedsrichter das Match unterbrechen, so dass auch der Stadionsprecher zur Unterlassung der Störungen aufrufen kann. In einem zweiten Schritt sollen die Spieler «für einen angemessenen Zeitraum» in die Kabinen geschickt werden und der Stadionsprecher eine letzte Warnung verkünden. Wiederholen sich dann die Vorfälle erneut, soll der Unparteiische das Spiel vorzeitig beenden.

Die anderen Stadien

Die Aktion in Sinsheim machte wieder einmal deutlich, wie heterogen die deutsche Fanszene ist. Auch beim Bundesligaspiel in Köln gab es beleidigende Anti-Hopp-Banner. Die Partie gegen Schalke 04 wurde nach der Halbzeit beim Stand von 2:0 für die Gastgeber erst mit Verspätung wieder angepfiffen. FC-Trainer Markus Gisdol und Sportchef Horst Heldt waren zuvor zu den Kölner Fans geeilt, um diese zum Abhängen des Plakates zu bewegen. 

Münchens Thiago (v.l.n.r.) und Pavard sowie Sportdirektor Hasan Salihamidzic

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Üble Beleidigungen: Bayern-Fans provozieren mit Plakaten in Sinsheim – Vorfälle auch in anderen Stadien

In Dortmund stimmten einige Fans Schmähgesänge gegen Hopp an. Auch hier wurde das Spiel zeitweise unterbrochen – nur mit viel Glück entging die Borussia einem Spielabbruch. Bereits in der Vorwoche waren einige Gladbacher Anhänger ebenfalls mit Hopp-Beleidigungen aufgefallen, aus anderen Bereichen des Stadions hatten sie dafür Pfiffe geerntet.

Die Folgen

Mit den Verfehlungen der Bayern-Fans wird sich das DFB-Sportgericht befassen, auch bei den Spielen in Dortmund und Köln gab es wegen Schmähgesängen und Hass-Plakaten gegen Hopp kurzzeitig Unterbrechungen. Auf die Clubs kommt deshalb eine Strafe zu.

Viel spannender dürfte allerdings die Frage sein, wie bestimmte Fangruppierungen, die eine solche Aktion gegen Hopp und die Kollektivstrafen bereits vorab angekündigt hatten, in den kommenden Wochen auf das Novum vom Samstag reagieren werden. Dem Deutschen Fußball-Bund und der Deutschen Fußball Liga steht der nächste, langwierige Konflikt mit einigen Fans ins Haus.

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