суббота, 14 ноября 2020 г.

Golf — Masters: Bryson DeChambeau ist der Bodybuilder-Golfer

Das Muskelpaket trägt Schiebermütze, Milchbuben-Züge und einen wenig schmeichelhaften Spitznamen: «Bulk», Masse. Mit einem Körpergewicht von 108 Kilogramm feuert er seine kleinen weißen Bomben über den Rasen.

«Mein Ziel ist es, eine neue Generation an Golfern zu inspirieren, anders zu denken», sagt «Bulk», der amtlich Bryson DeChambeau heißt, und derzeit die schillerndste Figur des Golfsports abgibt. «Einfach rauszugehen und Bomben abzufeuern. Augusta wäre die passende Bühne dafür», zitierte ihn die «New York Times.» Ausgerechnet das Masters in Augusta also, das prestigeträchtigste Golf-Turnier der Welt, das seit Donnerstag läuft. Bisher tut sich DeChambeau dort allerdings schwer, ab Samstagmittag muss er darum kämpfen, auch an den beiden Schlusstagen noch mitspielen zu dürfen. Bisher konnte er nur andeuten, was viele erwartet hatten: dass er den Platz «zerstören» werde, die Wiese zerlegen.

Die Zukunftsfrage des Golfsports

«Bulk», das erinnert nicht zufällig an «Hulk». Doch DeChambeau pflügt die Plätze nicht um, er bricht nicht mal seinen Schläger entzwei — er wütet mit seinem Drive, seinem Abschlag. Bis zu 350 Meter weit schmettert er die Bälle, weiter als jeder Konkurrent in dieser Saison. Seine Bälle segeln über viele der sorgsam gesetzten Hindernisse hinweg und landen früher in der Nähe des Lochs. Seine Taktik stellt die Architektur der Golf-Plätze, all die Wassergräben und Sandbunker, bloß.

An DeChambeaus brachialem Stil hat sich deshalb eine bekannte Debatte entzündet. Man befinde sich an einer Weggabelung, was das «Distanz-Problem» angehe, sagte Augustas Turnier-Direktor Fred Riley. Er sprach davon, dass weite Schläge nicht gut für den Golfsport seien, nicht gut für Augusta. «Es gibt noch Spannung, aber die Herausforderung wird kleiner.»

Denn es ist nicht nur DeChambeau – schon seit Jahrzehnten fliegen die Abschläge der Golf-Profis immer weiter. Die Bälle wurden besser, die Schläger teils größer und die Spieler athletischer. DeChambeau dringt mit seiner Schlagweite jedoch in neue Dimensionen: Seine Abschläge hämmert er seit diesem Sommer durchschnittlich 344 Meter weit – die Durchschnitts-Distanz aller Profis der PGA-Tour liegt bei 298 Metern.

Aus dem Professor wird ein Muskelprotz

Seine Katapult-Taktik ist nicht verboten oder fragwürdig – sondern folgt dem akribischen Plan eines besonderen Sportlers. Bereits vor seiner Leistungsexplosion galt Bryson DeChambeau als vielversprechender Golfer.

Bekannt war der Kalifornier vor allem für seine Spleens: Seine Golfbälle legte er in Salzlauge, er hantierte mit Kompass und Zirkel auf dem Grün und berechnete den Luftdruck vor seinen Schlägen ein. Seine Golf-Kollegen nannten ihn deshalb den «mad scientist», den verrückten Wissenschaftler, oder auch: den Golf-Professor.

Im Oktober 2019 kündigte der Tüftler DeChambeau an, als «völlig veränderter Mensch» aus der Winterpause zu kommen. An die Winterpause schloss sich die Corona-Pause an.

Und der verrückte Professor kam als «Bulk» zurück.

Während der langen Unterbrechung trainierte DeChambeau mit einem Fitness-Trainer, der NFL-Football-Spieler päppelt. DeChambeau stemmte Gewichte, pumpte sich mit Protein-Shakes voll und baute bis zum Neustart fast 20 Kilogramm Muskelmasse auf. Neue Kleidergröße: XL statt M.

Sein Plan ging auf: Seitdem Neustart donnert DeChambeau die Golfbälle so weit wie kein anderer. Aus einem hoch veranlagten Nerd wurde ein Spitzenspieler, der die Konkurrenz jüngst bei den US Open, einem der vier Major-Turniere, mit seiner Wucht deklassierte. Entscheidend dabei war, dass DeChambeau trotz aller Wucht noch präzise schlug. Das ist dieser Tage in Augusta anders, immer wieder musste er seine Bälle zwischen den Bäumen und in den Büschen suchen, nicht alle fand er wieder.

«DeChambeu macht den Golf zum Gespött»

Schon in der Vergangenheit waren meist jene Spieler erfolgreich, die auch sehr weit schlagen konnten: Legenden wie Greg Norman, Jack Nicklaus, Tiger Woods. «Aber es hat noch keinen Golfer gegeben, der solch ein Extrem in so kurzer Zeit erreicht hat – seine Weite ist mittlerweile uneinholbar», sagt der Ex-Profi Florian Fritsch dem SPIEGEL, 2016 als Deutschlands bester Golfer ausgezeichnet. «DeChambeau spielt das Spiel anders. Er versucht, den Platz zu überpowern und hat mit Dreivierteln des Platzes nichts mehr zu tun.»

Ist DeChambeu dabei, einen kompletten Sport zu verändern, gar zu revolutionieren, wie manche Beobachter meinen? Mit seinem Bodybuilder-Ansatz könnte er eine ganze Generation prägen, ähnlich wie Tiger Woods mit seiner Athletik bei seinem Augusta-Triumph 1997.

Die meisten bewundern die Transformation und den Erfolg. Doch es gibt auch Kritik. «Nach meiner tiefen Überzeugung ist Golf ein Spiel, dass auf ‘Skills’, auf Geschick, Können und Kunstfertigkeit beruht, nicht auf roher Gewalt», sagte Martin Slumbers zuletzt, Chef der R&A, einem der beiden wichtigen Golfverbände. Matthew Fitzpatrick, ein ehemaliger British-Masters-Gewinner, griff den neuen Überflieger direkt an: Mit seiner Spielart mache DeChambeau Golf «zum Gespött»: «Meiner Ansicht nach hat es wenig mit Geschicklichkeit zu tun, den Ball bloß weit zu schlagen.»

Zwei unterschiedliche Golf-Kulturen

Die Engländer Fitzpatrick und Slumbers zählen zu den Traditionalisten, die den Sport mit Finesse verbinden. Sie bevorzugen ein variantenreiches, technisches Spiel mit verschiedenen Schlagarten. 

Nach Ex-Profi Fritsch gibt es im Golfsport zwei Kulturen, geteilt durch den Atlantik: «Der europäische Stil ist taktischer, strategischer, es geht darum einen Plan auszutüfteln. Bei den Amerikanern geht es eher ums Draufhauen, darum, den Ball möglichst weit zu dreschen. Das Entertainment ist wichtiger.» Bloß: «Enorme Weiten wie die von DeChambeau haben mit dem herkömmlichen Design der Löcher nichts mehr zu tun.»

Auch die zweite maßgebende Golfinstanz, der amerikanische Verband USGA, sieht das so. Zusammen mit der R&A statierten die obersten Regelhüter in einer Studie: Die zunehmende Schlagweite unterminiere den Kern des Spiels und sei schädlich für dessen Zukunft; die Herausforderung des Sports bestehe darin, mit einer breiten Palette von Techniken erfolgreich zu sein.

Längst wird laut überlegt, wie man den Erfolg DeChambeaus und anderer «Longhitter» einhegen könnte. Vor allem zwei Varianten werden favorisiert: Ein schwerer Ball, mit dem man nicht mehr so weit schlagen kann. Oder, weitaus kostspieliger, die Plätze zu verlängern. Schon nach Tiger Woods phänomenalen Abschlägen vor mehr als zwanzig Jahren wurde der Kurs in Augusta vergrößert.

«Bulk» macht sich dennoch keine Sorgen. «Egal, welche Regel wie geändert wird: Die gilt ja dann für alle, und damit bleibt mein Vorsprung gegenüber den anderen bestehen», sagt DeChambeau. Er bleibe seinem Vorsatz treu, «aus mir den bestmöglichen Golfer zu machen.»

Erst mal muss er aber darum kämpfen, sich in Augusta nicht schon früh aus dem Rennen zu katapultieren.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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