среда, 4 ноября 2020 г.

FC Bayern München und David Alaba — Stresstest für Hansi Flick

Eine Viertelstunde vor Mitternacht verließ der Mannschaftsbus des FC Bayern das Stadion in Wals-Siezenheim. Geradewegs ging es auf die Autobahn, 137 Kilometer zurück an die Säbener Straße. So nah hatten es sie es noch nie, bei der Heimreise von einem Auswärtsspiel in der Champions League

Kurz vor der Abreise sagte Hansi Flick, er habe seinen Spielern für Mittwoch trainingsfrei gegeben. «Es ist wichtig, Zeit zu haben, dass wir uns erholen können», sagte der Trainer. Erholen von dem eben absolvierten Spiel, das trotz des 6:2-Erfolgs intensiver war, als es der nüchterne Blick aufs Ergebnis erahnen lässt. Erholung natürlich auch von dem anstrengenden Programm der vergangenen Wochen – gerade vor dem wichtigen Spiel am Samstag in Dortmund (18.30 Uhr, TV: Sky). 

Am Sonntag die Ankündigung von Klubchef Herbert Hainer, man habe das Angebot an Alaba für einen neuen Vertrag zurückgezogen. Am Montag der Konter des Innenverteidigers, wie «verletzt und enttäuscht» er über das Verhalten der Klubführung sei. Flick hatte gehofft, dass damit die Sache vorerst vom Tisch sei. War sie aber nicht. Denn am Dienstag kurz vor dem Spiel sprach der Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Und das sorgte dann in manchen Punkten für noch mehr Verwirrung als für Klarheit. 

So sagte Salihamidzic über den Vorwurf Alabas, erst aus den Medien und nicht vom Klubvorstand persönlich vom Rückzug des Angebots erfahren zu haben: «Am Samstag habe ich mit seinem Berater gesprochen und am Sonntag habe ich das Gespräch mit David gesucht. Ich wollte wissen, was los ist. Aber da kam nicht mehr viel.» Das Gespräch gesucht? Aber hatte er es auch gefunden? Hatte er ihn denn gesprochen? Und was kam nicht viel? Das blieb nebulös.

Alle weiteren Aussagen deuteten darauf hin, dass man aufgrund der fehlenden Gesprächsbasis und der zu weit voneinander entfernten Vertragskonditionen wohl getrennte Wege gehen und wohl nicht mehr zusammenfinden werde. «Aber sag im Leben und im Fußball niemals nie.» Also gibt es doch noch eine Hintertür? 

Flick reagierte am späten Dienstag sichtlich genervt. Die Aussagen des Sportdirektors ließ er unkommentiert, da er das Interview nicht gehört habe, und ergänzte: «Alles, was ich zu sagen hatte, habe ich gesagt.» Flick verwies auf die Presserunde vom Montag, in der sich beklagt hatte, dass die Debatte jetzt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt geführt werde. Kurz vor Salzburg, kurz vor Dortmund.

Eine Debatte, die Hainer mit seiner Aussage vom Sonntag wieder neu entfacht hatte, weshalb am Dienstag kaum die Rede davon war, dass die Bayern in der Champions League den 14. Sieg in Serie feierten. Dass sie mit großen Schritten auf den Gruppensieg zusteuern. Dass Flick genau ein Jahr nach seiner Amtsübernahme als Nachfolger von Niko Kovac im 48. Pflichtspiel seinen 44. Sieg feierte. Stattdessen fast nur das Thema Alaba.

Flick zwischen den Stühlen

Ob er denn von einem Gespräch von Salihamidžić mit Alaba gehört habe, wurde er noch gefragt. «Nein», erwiderte er, «da müssen Sie dann einen der beiden fragen.» 

Für Flick eine ganz schwierige Situation. Auf der einen Seite der Klub mit einem Vorstand, der aus seiner Sicht verdeutlicht hat, dass man weder erpressbar sei noch sich vorführen lassen wolle. Auf der anderen Seite ein gekränkter Spieler, der sich missverstanden und unfair behandelt fühlt. Und mittendrin ein Trainer, der moderieren und die Mannschaft auf Erfolgskurs halten muss.

Dass Flick aber am Montag in höchsten Tönen von Alaba schwärmte («Top-Spieler», «toller Mensch») und auf einen Verbleib über das Saisonende hinaus hoffte, und dass er gleichzeitig  indirekt den Präsidenten für den Zeitpunkt seiner Aussagen kritisierte, lässt erahnen, dass das Verhältnis zwischen Flick und dem Vorstand vor einem ersten Stresstest steht.

«Wir als Mannschaft stehen absolut hinter ihm»

Wie Flick bekannten sich übrigens auch Mitspieler klar zu Alaba, allen voran Jérôme Boateng. «Das ist keine einfache Sache für ihn», sagte der Freund und Nebenmann in der Innenverteidigung. «Aber klar ist, wir als Mannschaft stehen absolut hinter ihm.» Das war eindeutig. 

Thomas Müller hingegen versuchte die Diskussion mit der ihm gegebenen Leichtigkeit abzumoderieren. «Das ist doch auch interessant, wenn sich bei Bayern was rührt», sagte er, «Ist doch schön, wenn es bissl knistert. Ich hab das früher ja auch gern gelesen, wenn die Rede war vom FC Hollywood.»

Ach ja, da war ja auch noch ein Spiel: Da taten sich die Bayern lange hart, nach 79 Minuten stand es noch 2:2, dann trafen sie gegen ermüdete Salzburger noch viermal. Auffällig waren allerdings mitunter große Lücken in der Abwehr, bei den beiden Gegentoren wie auch bei vielen anderen Angriffen des Gegners. Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund wird Flick sicher gern Fragen über Schwächen im Defensivverhalten beantworten. Hauptsache nicht mehr zum Streit um die Zukunft Alabas.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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