среда, 9 сентября 2020 г.

So schön ist es, wenn die Welt in Finsternis versinkt — Schöner schreiben

Adalbert Stifter, Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842

Nichts, hat der große Elias Canetti gesagt, fürchte der Mensch mehr als die Berührung durch Unbekanntes, und weil beides, die Berührung ebenso wie die Furcht, schwer auszuhalten ist, versucht der Mensch, sich das Unbekannte bekannt zu machen, es einzureihen: indem er Worte dafür findet.

Naturgemäß entzieht sich Unbekanntes der Beschreibung. Die Grenzen meiner Sprache, schreibt Wittgenstein, bedeuten die Grenzen meiner Welt; wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen. Es bleibt ein Ungenügen. Naturphänomene, Extremerfahrungen, überhaupt Unerhörtes: Wem es die Sprache verschlägt, hätte gern in Worte gefasst, was er fühlt, was er ahnt, was er fürchtet; was ihn erhebt.

Für Dichter eine schöne Herausforderung. Wie beschreibt man, was anderen «unbeschreiblich» erscheint? Wo findet man Worte für Dinge, die alle anderen wortlos machen?

Eine Sonnenfinsternis beispielsweise: so selten und so sprachverschlagend, dass die Menschen bis heute rätseln, ob nicht doch eine Sonnenfinsternis gewesen sein kann, was die Bibel beschreibt, als Christus am Kreuz stirbt: «Die Sonne verfinsterte sich, die Erde bebte, die Toten standen aus den Gräbern auf, und der Vorhang des Tempels zerriß von oben bis unten.»

Source: spiegel.de

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