Ron Buford über Diskriminierung: «Wir sind alle Rassisten»

Ron Buford, 63, ist Pastor in einer Gemeinde in Sunnyvale, Kalifornien. Vor knapp vier Jahren gründete er die «Anonymen Rassisten», eine Selbsthilfebewegung für Menschen mit rassistischen Gedanken. Buford ist selbst Teil der Gruppe – obwohl er schwarz ist.

SPIEGEL: Herr Buford, Sie haben eine Selbsthilfegruppe für Rassisten gegründet. Wie kam es dazu?

Buford: Ich bin Afroamerikaner und lebe offen schwul, deshalb erfahre ich in den USA ständig Diskriminierung. Ich werde zum Beispiel dauernd ohne Grund von der Polizei angehalten, so wie jeder schwarze Mann. Vor einigen Jahren zog ich beruflich nach London – dort spielte mein Schwarzsein eine viel geringere Rolle. Das war großartig. Aber mit der Zeit fiel mir auf, dass die Briten stattdessen andere Gruppen diskriminierten. Osteuropäer etwa oder Menschen aus der Karibik.

SPIEGEL: Was schlossen Sie daraus?

Buford: Mir wurde klar, dass es keine Frage ist, ob man auf jemanden herabschaut – sondern nur, auf wen. Wir haben alle Vorurteile, es scheint Teil unserer Psychologie und Kultur zu sein. Wir sind alle Rassisten. Ich finde, es ist Zeit, dass wir uns das eingestehen. Und dass wir versuchen, damit aufzuhören. 

Source: spiegel.de