Das Szenario:
Frittieren und Infiltrieren. Bei den Untersuchungen zu dem Mord an einem Gymnasiasten lernen Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) die Fishers kennen, eine nur fast normale Frankfurter Vorstadtfamilie. Denn Vater und Mutter spionieren für die CIA. In der Küche wird gekocht, im Keller über Kurzwelle der Feind abgehört. Tochter Emily (Emilia Bernsdorf) weiß bald nicht mehr, was an den Eltern echt ist oder Agenten-Legende.
Der Clou:
Die Familie ist hier eine Geheimdienst-Zelle, in der jeder jeden zu betrügen scheint. Konsequent wird in diesem formstarken «Tatort» das Familiendrama über den Spionage-Plot gelegt — und umgekehrt. Kennt man aus der US-Serie «The Americans», überzeugt aber auch in der deutschen Eigenheim-Variante.
Das Bild:
Brix schwingt sich für eine Verfolgungsjagd auf den E-Roller. Am Anfang des «Tatorts» sah man den Polizisten, wie er genervt so ein Ding per App aufzuschließen versucht — um dann nach Misslingen gleich vier davon zu Boden zu treten. Fluch und Segen der E-Roller-Ausbreitung, zum ersten ausführlich im TV-Krimi thematisiert.
Der Dialog:
Janneke und Brix sitzen mit ihrem Assistenten Jonas — die «Tatort»-Verantwortlichen vergaßen, ihm einen Nachnamen zu geben — auf dem Revier und sinnieren über die verdächtige Familie. Dann dieser Schlagabtausch:
Janneke: «Als wir das allererste Mal bei Gretchen Fisher waren, da hat sie den Fernseher vom Strom genommen, obwohl der gar nicht lief.»
Jonas: «Na klar, ich mach das auch. Jeder macht das, der nicht abgehört werden will.»
Brix: «Das musst Du mir mal genau erklären.»
Jonas: «Leute, mit wem arbeite ich hier. Bei vernetzten Fernsehern kann man über Mikro mithören. Das machen die schon seit Jahren so.»
Der Song:
«Kill Master» von David Benaroch und Philippe Falcao. Dieser roboterhaft dargebotene Power-Metal fügt sich bestens in eigens komponierten frostigen Soundtrack.
Die Bewertung:
8 von 10 Punkten. Ein so sarkastischer wie plastischer Thriller über Geheimdienstlügen und Familienabgründe. Schatz, sie haben unsere Familie infiltriert!
Die Analyse:
«Tatort: Funkstille», Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste
Source: spiegel.de
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