воскресенье, 6 сентября 2020 г.

Formel 1 in Monza: Die Dramatik einer ganzen Saison in einem Rennen

Zuviel für ein Rennen: Beide Ferrari scheiden auf der Heimstrecke in Monza aus, der eine brennend, der andere mit Totalschaden. Lewis Hamilton macht einen Fehler und Pierre Gasly im Alpha Tauri gewinnt den Großen Preis von Italien. Welches dieser Ereignisse halten Sie für unwahrscheinlicher? Spoiler: Sie sind alle passiert. Und da sich auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc trotz seines spektakulären Abflugs nicht verletzt hat, kann resümiert werden, dass der Große Preis von Italien Formel-1-Anhänger wohl für die Mercedes-Machtdemonstrationen in Dauerschleife entschädigt hat. Doch von vorne.

Das Ergebnis: Ein solches Podium hat die Formel 1 lange nicht gesehen. 146 Rennsiege in Folge gingen zuvor entweder an Mercedes, Ferrari oder Red Bull, nach siebeneinhalb Jahren beendete Gasly im AlphaTauri nun diese Serie der großen Drei. Auf Platz zwei fuhr Carlos Sainz im McLaren, dritter wurde Lance Stroll (Racing Point). Hamilton und Valtteri Bottas kamen über Platz sieben und fünf nicht hinaus, beide Ferrari schieden aus, ebenso wie Max Verstappen im Red Bull. Den Rennbericht lesen Sie hier, das Minutenprotokoll hier.

Ferrari in Flammen: Schon vor dem Start war spekuliert worden, mit welcher Demütigung die Scuderia auf ihrer Heimstrecke rechnen muss, gingen Charles Leclerc und Sebastian Vettel doch von den Plätzen 13 und 17 ins Rennen. Erstmals seit 1984 stand kein Ferrari-Pilot unter den Top Ten in Monza. Mit dem ersten Doppelausfall seit 1995 kam es noch schlimmer — und das zu bezeichnenden Bildern. In Runde sechs versagen an Vettels Ferrari die Bremsen, ohne Verzögerung muss er durch die erste Schikane, mitten durch Styropor-Barrieren. Kleine Flammen schlagen links hinten aus dem Fahrzeug. «Die Leitung ist explodiert. Ich habe kein Bremspedal mehr», funkte er an die Box. Schnelles Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende. «Ich weiß auch nicht weiter», sagte Vettel hinterher bei RTL: «Man denkt dauernd, schlimmer geht es nicht mehr. Aber anscheinend geht es in diesem Jahr immer noch schlimmer.» 

Leclerc in Gefahr: Vettels Teamkollege Leclerc kam in der Mitte des Rennens nach einer Safety-Car-Phase von der Strecke ab. Der Monegasse krachte auf dem Hochgeschwindigkeitskurs am Ende der Parabolica in die Reifenstapel, blieb aber unverletzt. Das Rennen musste nach dem Unfall unterbrochen werden. Ein Kran löste währenddessen das Leclerc-Auto aus dem Reifenstapel. Dabei fiel es fast herunter. «Das ist der schlimmste Ausgang eines verkorksten Wochenendes», sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto bei Sky: «Wir müssen nach vorne schauen. Spa und Monza waren wahrscheinlich die schlimmsten Rennen für uns.»

Und Hamilton? Kurz nach Leclercs Abflug bestätigte die Rennleitung eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe gegen den Weltmeister, der die Boxengasse zuvor angesteuert hatte, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt aus Sicherheitsgründen geschlossen war: Haas-Pilot Kevin Magnussen war kurz zuvor mit seinem defekten Boliden nahe des Boxen-Eingangs ausgerollt. Der sich an die Aufräumarbeiten anschließende Restart würfelte das Feld noch einmal durcheinander. Hamilton kam zwar erneut gut weg, musste aber seine Zeitstrafe absitzen — und fand sich am Ende des Feldes wieder. Von dort schaffte er es nur noch auf den siebten Platz. Ein unerwarteter Ausgang, hatte der Mercedes-Pilot das Rennen zunächst souverän angeführt.

«Schläft der oder was?»: Nachdem auch Bottas, der von Platz zwei ins Rennen ging, direkt beim Start durchgereicht wurde und nicht mehr um das Treppchen mitfahren konnte, war die Bahn frei für die Underdogs: «Unglaublich, ich weiß noch nicht, ob ich das schon realisiere. Es war so ein verrücktes Rennen», sagte Gasly, der erstmals seit Olivier Panis 1996 in Monaco wieder einen Grand Prix für Frankreich gewann und von Red Bull vor ziemlich genau einem Jahr zum Tochterteam abgeschoben wurde. «Ich komme damit noch gar nicht richtig klar, ich habe keine Worte.» Etwas nüchterner sah das der Alpha-Tauri-Teamchef: «Wir haben Pierre einfach zur richtigen Zeit reingeholt und mit der roten Flagge und der Safety-Car-Phase haben uns die Umstände geholfen. In der letzten Runde habe ich mir im Mittelsektor als er Zeit verloren hat, gedacht ‘Schläft er jetzt oder was?'», wird Franz Tost bei «Motorsport-Magazin» zitiert. Vettel-Nachfolger Sainz war Gasly zum Schluss immer näher gekommen.

250 Ärzte und Krankenschwestern auf der Tribüne: Ferrari hatte 250 Krankenschwestern und Ärzte als symbolisches Dankeschön für ihren Kampf gegen das Coronavirus eingeladen, das Rennen live zu verfolgen. Sie waren die ersten Zuschauer an der Strecke in der Corona-Saison. Sie saßen inmitten Hunderter Pappaufsteller, die man im Internet für 40 Euro erstehen konnte. Darunter: ein Avatar von Sebastian Vettel, der sich und etwa 80 Teammitglieder für den guten Zweck fotografiert hatte. Das Geld kommt dann unter anderem dem staatlichen Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten in Rom zugute. 

Das war’s: Mit dem Chaosrennen von Monza endet die Ära von Williams als «Familien-Team» nach 739 Rennen, 114 Siegen und 16 Weltmeisterschaften (lesen Sie hier mehr dazu). Claire Williams als stellvertretende Teamchefin und Platzhalterin ihres Vaters Sir Frank Williams wird am kommenden Wochenende in Mugello nicht mehr dabei sein.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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