понедельник, 3 августа 2020 г.

Coronavirus: Was wir über die neuen Schnelltests wissen — und was nicht

Ein Ergebnis in nur 90 Minuten und 5,8 Millionen Tests, die zur Verfügung stehen: Die britische Regierung hat angekündigt, wie sie die Kapazitäten für Coronavirus-Schnelltests ausbauen will. Parallel will ein Unternehmen sogar einen Fünf-Minuten-Test auf den Markt bringen. Expertinnen und Experten haben bereits Kritik geäußert. Ein Überblick, was die Schnelltests können — und was nicht.

Um welche Tests handelt es sich?

Die britische Regierung kündigt zwei Schnelltests an, die einen Coronavirus-Nachweis in nur 90 Minuten erbringen sollen. Es handelt sich dabei zum einen um ein Testsystem des Unternehmens DnaNudge, zum anderen um den sogenannten Lampore-Test der Firma Oxford Nanopore.

DnaNudge ist ein Start-up des Imperial College London, einer der forschungsstärksten Universitäten der Welt. Es hat sich eigentlich darauf fokussiert, Menschen auf Basis von Erbguttests Empfehlungen beim Lebensmitteleinkauf zu geben. Oxford Nanopore ist auf Labortests spezialisiert.

Wie funktionieren diese Tests genau?

Beide Testverfahren beruhen darauf, Viruserbgut in einer Probe zu vermehren und zu erkennen.

DnaNudge macht dies mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion). Der Lampore-Test nutzt ein ähnliches Verfahren, loop-mediated isothermal amplification genannt, das im Gegensatz zur PCR bei einer gleichbleibenden Temperatur ablaufen kann. Dies macht den Test grundsätzlich einfacher und günstiger.

Die Tests sollen in Kliniken, Pflegeheimen und Laboren verwendet werden, schreibt die britische Regierung. Zudem würden sie neben dem Coronavirus auch andere Erreger erkennen, wie Grippeviren und RSV (Respiratorische Synzytial-Viren, sie lösen unter anderem Erkrankungen der oberen Atemwege aus).

Laut Oxford Nanopore ist das Verfahren, das auf mehrere Viren gleichzeitig prüft, jedoch erst in der Entwicklung. Auch noch in der Entwicklung ist das Testgerät, das direkt mit einer Probe arbeiten kann. Bisher muss erst das Viruserbgut aus der Probe extrahiert werden — was zusätzlich Zeit kostet.

Wie groß sind die Testkapazitäten?

Die britische Regierung schreibt, DnaNudge würde 5000 Maschinen liefern, die pro Tag je bis zu 15 Tests durchführen könnten. DnaNudge würde damit 5,8 Millionen Tests in den kommenden Monaten auswerten können. Falls alle Maschinen täglich 15 Test durchführen, wäre diese Zahl nach 78 Tagen erreicht.

Parallel dazu soll es 450.000 Lampore-Tests geben.

Wie zuverlässig sind die Tests?

In seiner Mitteilung klingt das britische Gesundheitsministerium sehr überzeugt von den beiden neuen Tests: Millionen von bahnbrechenden Coronavirus-Schnelltests würden in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Laboren in ganz Großbritannien verteilt werden, heißt es darin.

Die Hersteller selbst sind natürlich ebenfalls von ihren Produkten überzeugt: DnaNudge wirbt mit einer Sensitivität von 98 Prozent und einer Spezifität von sogar 100 Prozent. Die Sensitivität gibt an, wie viele Infizierte als solche erkannt werden. Die Spezifität steht dafür, wie viele Gesunde bei dem Test ein negatives Ergebnis erhalten.

Der Test beinhalte außerdem einen Kontrollmechanismus, der «falsch negative» Ergebnisse weitestgehend ausschließe, heißt es auf der Website des Imperial College London. Stimmen die Angaben, wäre der Test sogar im Vergleich zu im Labor ausgewerteten Tests sehr zuverlässig und damit aussagekräftig.

Auf der Website von Oxford Nanopore ist nichts zur Sensitivität oder Spezifität des Tests zu finden. Es heißt lediglich, Sars-CoV-2 könne «präzise analysiert» werden.

In einem Bericht des «Guardian» äußern sich Experten kritisch zur Entscheidung der britischen Regierung: Über die Zuverlässigkeit der Tests lägen keine unabhängigen, wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Bereits in der Vergangenheit habe die britische Regierung sich zu sehr auf die Angaben der Hersteller, die für ihre eigenen Produkte werben, verlassen und dadurch Geld für minderwertige Tests ausgegeben, heißt es von den Kritikern.

«Wir können nicht genug betonen, wie wichtig es ist, Testverfahren unabhängig zu prüfen», sagt Jon Deeks von der Universität in Birmingham laut «Guardian». Beide Tests seien neu, und man wisse einfach nicht, welche Untersuchungen dazu stattgefunden hätten.

Das heißt nicht, dass die Tests per se unzuverlässig sind. Doch in der Vergangenheit gab es häufiger Nachrichten von neuen Schnelltests — etwa von Antikörpertests -, die sich auf den zweiten Blick nicht für den flächendeckenden Einsatz bewährt haben.

Zur Bewertung der Zuverlässigkeit gehört nicht nur das Testverfahren selbst, sondern auch die Probenentnahme. Denn auch bei den Abstrichen können Fehler unterlaufen, die das Testergebnis verfälschen.

Wann können Schnelltests helfen?

Zuverlässige Schnelltests könnten unter vielen Umständen sinnvoll sein, in Deutschland ebenso wie in Großbritannien:

  • Für Notaufnahmen etwa wäre es eine immense Erleichterung, wenn sie Patientinnen und Patienten bei der Aufnahme zunächst auf Sars-CoV-2 testen könnten und dann sehr schnell wüssten, wer infiziert ist und von anderen Patienten isoliert werden muss und wer nicht. Auch für das medizinische Personal würde das den Arbeitsalltag erleichtern.

  • Auch bei der Einreise an den Landesgrenzen, an Bahnhöfen oder Flughäfen, wäre es hilfreich, wenn etwa Reisende aus Risikogebieten ein schnelles Testergebnis vorliegen hätten und bedenkenlos weiterreisen könnten. Es wäre sogar denkbar, Großveranstaltungen wieder stattfinden zu lassen, wenn die Teilnehmer vor Betreten des Veranstaltungsorts einen Corona-Test mit sofortigem Ergebnis machen würden. Superspreader-Events ließen sich damit leichter vermeiden.

Ende März hatte Bosch bereits einen Schnelltest vorgestellt, der innerhalb von 2,5 Stunden ein Testergebnis liefern soll. Der Nachteil: Ein Gerät kann lediglich zehn Tests am Tag auswerten. Für den flächendeckenden Einsatz wären also Hunderte oder gar Tausende dieser Geräte notwendig — zuletzt eine Kostenfrage.

Außerdem ist hier die Zuverlässigkeit ein enorm wichtiger Faktor: Je häufiger solche Tests falsch negative Ergebnisse liefern, also eine infizierte Person nicht als solche erkennen, desto riskanter wäre ihr Einsatz. Denn gerade die Superspreader-Events der vergangenen Monate zeigen, dass manche Ausbrüche auf einen einzigen Menschen zurückgingen, der das Virus trug.

Können die Tests tatsächlich von Laien durchgeführt werden?

Laut der britischen Regierung müssen die beiden Tests nicht von medizinischem Personal durchgeführt werden, was den Einsatz außerhalb von Kliniken erleichtern würde. Falls die Tests tatsächlich in Zukunft Speichelproben analysieren sollten, ist das eher denkbar als bei den aktuell vorgenommenen Abstrichen aus Nase und Rachenraum.

Es gibt einige Anleitungen, wie man die notwendigen Proben aus Nase und Rachen selbst entnimmt — ob das jedoch immer gut gelingt, ist fraglich. Ein Rachenabstrich muss, wie das Wort sagt, aus dem Rachen kommen, also von weit hinten. Manche Menschen bekommen einen Würgereiz, wenn dort mit einem Tupfer hantiert wird. Wird die Probe deshalb nur aus dem Mundraum entnommen, kann der Test ein falsch negatives Ergebnis liefern, weil die Viruskonzentration dort geringer ist als im Rachen.

Wie nah sind wir an Fünf-Minuten-Tests?

Vergangene Woche berichtete die «Welt» über einen «Minuten-Test», der per Mikrochipmethode funktioniert: Dabei wird Speichel auf einen digitalen Biosensor gegeben, der Antigene des Virus binden und damit nachweisen soll.

Allerdings ist der Test bislang nicht zugelassen — offenbar, weil die Ergebnisse nicht zuverlässig genug sind: Die Sensitivität, also die Wahrscheinlichkeit, mit der erkrankte Personen tatsächlich positiv getestet werden, ist zu niedrig. «Wenn die medizinische Aussagekraft eines solchen Verfahrens unsicher ist, kann dieser Test nicht guten Gewissens in der Fläche eingesetzt werden», zitiert die «Welt» den Vorsitzenden des Verbands Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski. Ihm zufolge werden PCR-Tests der Goldstandard bleiben.

Die Testverfahren zu beschleunigen, ist ein anderer Ansatz, um die Coronavirus-Tests schneller zu machen. Dazu experimentieren Wissenschaftler etwa mit Testgeräten, bei denen Arbeitsschritte, wie zum Beispiel das Pipettieren, wegfallen oder beschleunigt werden.

Doch keines der Schnelltestverfahren, die aktuell entwickelt werden, ist bisher so zuverlässig, dass es flächendeckend, etwa an Flughäfen oder bei Großveranstaltungen, eingesetzt werden kann. Und «ein halb zuverlässiger Test reicht nicht aus», sagt Bobrowski.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

Комментариев нет:

Отправить комментарий