пятница, 10 июля 2020 г.

Real Madrid und der VAR: Wird der Klub in der Primera División vom Videoschiedsrichter bevorzugt?

Sieben Spiele hat Real Madrid seit der Corona-Pause in der Primera División gespielt. Alle sieben hat Real gewonnen, sechs davon auch wegen diskutabler Entscheidungen.

Zehn Situationen gab es, die sich in der Grauzone abspielten, also in beide Richtungen ausgelegt werden können. Zehn wurden zugunsten Reals entschieden, null gegen Real. Kann das noch Zufall sein? Darüber debattiert Spanien spätestens, seit Josep Maria Bartomeu, Präsident vom Rivalen FC Barcelona, nach dem siebten Spiel klagte: «Der VAR favorisiert immer dieselbe Mannschaft.»

Entscheidungen gegen Real? «Existieren nicht»

Kam die Technologie nach der Einführung vergangene Saison zunächst gut an, geht es den meisten Spaniern wegen unklarer Kriterien, langwieriger Unterbrechungen und diskutabler Entscheidungen auch auf anderen Plätzen mit dem Videobeweis mittlerweile wie mit dem Coronavirus: Sie wollen ihn nur noch loswerden.

So heftig wird dabei auf Spaniens Schiedsrichter eingedroschen, dass sich ihr Chef Carlos Velasco Carballo sogar zu einem linguistischen Gastbeitrag in der Madrider «As» genötigt sah, um den Verdacht eines Übersetzungsfehlers der englischen Regeln zu widerlegen. 

Acht Punkte aus den letzten vier Spielen fehlen den Madrilenen noch zum Titel, doch außerhalb des Real-Kosmos und der ihm wohlgesonnenen Medien beschränkt sich bei den möglichen Würdigungen wohl kaum jemand auf die solide Defensive, die wiedergewonnene Wettkampfhärte, die Rotationen von Trainer Zinédine Zidane und die besseren Leistungen in den Duellen mit Barcelona.

Zwar erklärt Kapitän Sergio Ramos stellvertretend: «Wir werden diese Liga nicht wegen der Schiedsrichter gewinnen.» Aber selbst in der klubnahen «Marca» ironisierte ein Kolumnist angesichts der ausdauernden Beteuerungen aus dem königlichen Umfeld, es gebe überhaupt kein Schiedsrichterthema: «Die wichtigste Eigenschaft der Entscheidungen zugunsten Real Madrids besteht darin, dass sie nicht existieren.»

Im Einzelnen geht es um folgende Fälle:

  • 28. Spieltag, der erste nach der Corona-Pause: Real — Eibar. Vor dem 1:0 durch Kroos übersehen Schiedsrichter und VAR eine Abseitsposition von Passgeber Benzema. Endstand 3:1.

  • 29. Spieltag: Real — Valencia. Beim Stand von 0:0 annulliert der Schiedsrichter nach langem Videostudium ein zunächst gegebenes Tor von Valencias Rodrigo, weil ein Teamkollege im Abseits steht. Endstand 3:0.

  • 30. Spieltag: Real Sociedad — Real. Der Schiedsrichter gibt zum 0:1 einen Elfmeter wegen minimalen Kontakts zwischen Llorente und Madrids Vinícius. Der VAR bestätigt ihn. Sociedads vermeintlicher Ausgleich durch Januzaj wird vom VAR wegen passiven Abseits’ von Merino annulliert. Vor Reals zweitem Tor kontrolliert Benzema den Ball im Grenzbereich zwischen Schulter und Oberarm, das Tor gilt. Endstand: 1:2.

  • 31. Spieltag: Real — Mallorca. Vor Reals Führungstor durch Vinícius erobert Carvajal den Ball durch ein Foul. Der Treffer zählt. Endstand 2:0.

  • 33. Spieltag: Real — Getafe. Beim Stand von 0:0 reklamiert Getafes Olivera einen Strafstoß nach Foul von Carvajal. Kein Elfmeter. In der zweiten Halbzeit foult Olivera dann Carvajal. Elfmeter, Ramos verwandelt. Endstand 1:0.

  • 34. Spieltag: Athletic Bilbao — Real. Bilbaos García tritt Marcelo auf den Fuß. Nach Videobeweis gibt es Elfmeter, Ramos verwandelt. Kurz danach tritt Ramos auf den Fuß von García. Der VAR schreitet nicht ein. Endstand 0:1.

Selbst Ligachef Javier Tebas räumte zuletzt ein: «Der VAR macht eklatante Fehler.» Über den Ursprung dieser Verschlechterung gibt es verschiedene Theorien. Eine nennt die Klage von Reals Klubdirektor Emilio Butragueño nach dem Clásico vergangenen Dezember in Barcelona (0:0), wonach der Videoschiedsrichter zwei «glasklare Elfmeter» für sein Team übersehen habe.

Tebas wiederum erwähnt gern einen Anruf von Real-Präsident Florentino Pérez bei Verbandschef Luis Rubiales vorige Saison, in dem sich Pérez ebenfalls über ausbleibende Korrekturen durch den VAR echauffierte. Dieses Telefonat markiere «ein Vorher und Nachher», so der Ligaboss, die Einflussnahme sei «nicht förderlich für das Schiedsrichterwesen» gewesen, das dem Verband untersteht: «Sie führte wohl zu größerer Anspannung unter den Schiedsrichtern.»

Und Ex-Fifa-Referee Eduardo Iturralde González sagte während der Corona-Pause: «90 Prozent der Schiedsrichter sind Fans von Real, zehn Prozent von Barcelona.»

Spanische Fußballfolklore

Die vermeintlich systemische Bevorzugung von Real gehört fest zur spanischen Fußballfolklore. «Así, así, así gana el Madrí» — so kommt Madrid zu seinen Siegen — singen gegnerische Fans seit Jahrzehnten, wenn mal wieder eine strittige Entscheidung den Hauptstadtklub begünstigt. Aufschrei aus der Kurve gibt es momentan nicht; für manchen Beobachter ein weiterer Grund, warum mit den leeren Tribünen auch immer selektivere Pfiffe kamen.

In Barcelona wiederum werden längst wieder alte Opferdiskurse bemüht. «Eines Tages hat man uns gezeigt, dass wir viel mehr tun müssen, sonst reicht es für uns nicht», schrieb Ex-Klubprofi Dani Alves in den sozialen Netzwerken.

Dabei gehört Barça normalerweise auch nicht gerade zu den Unterprivilegierten. Doch in dieser Saison überrascht auch hier die Statistik. Etwa bekam Barcelona weniger Elfmeter zu seinen Gunsten (sechs) als gegen sich (sieben) — ungewöhnlich für ein Team, dass eigentlich immer mehr Ballbesitz hat und häufiger angreift als der Gegner. Bei Madrid lautet die Bilanz 9:2.

An diesem Abend möchte Real gegen Alavés den nächsten Schritt zur ersten Meisterschaft seit 2017 gehen (22 Uhr; Stream: DAZN). An der Pfeife: Jesús Gil Manzano — der Mann, der am Sonntag in Bilbao für die umstrittene Handhabung des Videobeweises verantwortlich war. Eine undankbare Ausgangslage für den Fifa-Referee, zumal er bei Reals Gegnern sowieso nicht hoch im Kurs steht — seit man ihn vor einigen Jahren nach einem Auswärtsspiel Madrids mit einer Real-Geschenktüte aus dem Stadion in Villarreal spazieren sah.

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

Комментариев нет:

Отправить комментарий