воскресенье, 26 июля 2020 г.

Coronavirus: Spanien fürchtet die zweite Corona-Welle

Plötzlich ist Spanien für britische Touristen wieder eine No-go-Area. Samstag Abend, auf der Website des Londoner Außenministeriums erscheint ein neuer Reisehinweis: «Vom 26. Juli an rät das Foreign & Commonwealth Office von allen vermeidbaren Reisen auf das spanische Festland ab, basierend auf der aktuellen Einschätzung der Covid-19-Risiken». Und: «Wenn Sie aus Spanien (einschließlich Balearen und Kanaren) zurückkommen, werden sie aufgefordert, in Quarantäne zu gehen.»

Erst am 3. Juli hatte London angekündigt, die Quarantänepflicht für Spanien-Rückkehrer zu streichen. Die Kehrtwende ist ein Schlag: für Reiseveranstalter, für britische Urlauber, die schon vor Ort sind. Und besonders für ihr Gastgeberland.

Schon wieder kämpft Spanien gegen das Virus. Erst am 21. Juni hatte die Regierung in Madrid den landesweiten Alarmzustand aufgehoben. Damals schien Sars-CoV-2 beherrschbar, mit nur noch rund 2400 Neuinfektionen pro Woche. Doch seit Anfang Juli schnellt die Zahl der Positiv-Tests wieder hoch: rund 3300, 6300 und zuletzt 12.100 neue Fälle hat das staatliche Gesundheitsinstitut Carlos III in den vergangenen drei Wochen vermeldet.

Der rapide Anstieg trifft eine traumatisierte Bevölkerung: Die Bilder aus der ersten Pandemiephase, als Coronapatienten auf einem Krankenhausflur lagen oder eine Eishalle zum Leichenhaus umfunktioniert wurde, haben sich in die Köpfe viele Spanier eingebrannt. Mindestens 28.000 Menschen sind hier laut offiziellen Angaben nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, gut dreimal so viele wie in Deutschland. Erst vor wenigen Tagen gedachte der Staat der Toten mit einer Trauerfeier.

Die Lage ist ähnlich — und doch anders

Kommt nun die zweite Welle? Noch sind die Infektionszahlen längst nicht so hoch wie im Frühjahr. Bisher gibt es keine Hunderten Corona-Toten pro Tag, keine vor Infizierten überquellenden Hospitäler. «Die Situation ist anders als im März oder April», sagt der Virologe Amós García Rojas dem SPIEGEL. Damals wurden vor allem alte und schwer erkrankte Patienten positiv getestet. «Heute wird das Virus oft bei Menschen unter 50 entdeckt. Die Fälle sind längst nicht so schwer, oft asymptomatisch.»

Aber auch sie machen García Roja Sorgen. Denn: «Diese Menschen können Risikogruppen anstecken.»

Videos wild feiernder britischer und deutscher Mallorca-Touristen haben für Entsetzen gesorgt. Allerdings sind bislang keine großen Corona-Cluster unter Spanienurlaubern bekannt. Wohl aber gab es Ausbrüche in von Einheimischen besuchten Clubs, auf private Feiern, Familien- und Freundestreffen. Und bei Gastarbeitern in prekären Verhältnissen.

Auffallend stark verbreitet sich das Virus im Nordosten des Landes: in Aragon sowie in Katalonien — der Region, deren separatistische Regierung 2017 wegen ihrer Abspaltungsversuche von Spanien weltweit Schlagzeilen machte. Hier registrierten die Behörden zuletzt wiederholt mehr als 1000 Neuinfektionen pro Tag.

Wie steht es um die Nachverfolgung der Infektionsketten?

Los ging es mit einem Ausbruch unter Erntehelfern auf den Obstplantagen rund um die Stadt Lleida, die oft auf engem Raum zusammen arbeiten und leben. Bald wütete das Virus im Großraum Barcelona. Den katalanischen Behörden gelang es kaum, die Ausbreitung einzudämmen. Ein Grund dafür ist Personalmangel: In Katalonien hatten die Gesundheitsämter laut der Madrider Zeitung «El País» anfangs nicht einmal 250 Mitarbeiter für die Nachverfolgung der Infektionsketten abgestellt — also nur einen pro 30.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland soll es fünf Kontaktdetektive für je 20.000 Einwohner geben, so die Vorgabe. 

«In dieser Lage, wo wir noch keine Impfung haben, ist es fundamental, dass die Systeme zur Nachverfolgung der Infektionsfälle funktionieren», sagt Garcia Rojas. «Aber gerade in Katalonien gibt es enorme Schwierigkeiten.»

Zu Anfang der Pandemie hatte sich der separatistische Regionalpräsident Quim Torra beschwert, Spaniens Zentralregierung nehme seiner Regierung die Kompetenzen weg. Aber jetzt, da seine Leute zuständig für die Bekämpfung des Virus vor Ort sind, kriegen sie es nicht in den Griff. Die Regionalregierung habe zu spät reagiert, sagt Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau. Oppositionsführerin Lorena Roldan von den rechtsliberalen Ciudadanos wirft Torra politisches Versagen vor: «Sie haben die Kontrolle über die Infektionen verloren.» Torra hat Fehler eingeräumt und gelobt, 500 Scouts  anzuheuern.

Spaniens Urlaubsbranche wird so oder so leiden

Aber auch in anderen Teilen Spaniens fehlt es an Scouts: Laut «El País» gibt es landesweit nur 3500 Nachverfolger, Experten zufolge wären mindestens 8000 nötig. Auch die nationale Corona-App ist noch immer nicht in Sicht. In einigen Kommunen gibt es lokale Lockdowns. Dennoch, meint Garcia Rojas, sei die Lage in den meisten Teilen des Landes unter Kontrolle.

Im Hotspot Katalonien wächst die Angst vor einem neuen großflächigen Lockdown. Für den Landkreis Segrià rund um Lleida wurde schon vor Wochen eine Ausgangssperre verhängt. Torra hat Barcelonas Einwohner aufgefordert, ihr Zuhause nur aus einem wichtigen Grund zu verlassen. Die freiwillige Quarantäne sei die «letzte Chance» mahnte Regierungssprecherin Meritxell Budó. Wenn die Pandemie sich so weiter entwickele, werde man «bald drastischere Entscheidungen» treffen müssen.

So oder so wird die für Spanien so wichtige Urlaubsbranche leiden. Auch Norwegens Regierung hat eine neuerliche Quarantänepflicht für Rückkehrer angekündigt. Frankreichs Premierminister Jean Castex empfiehlt seinen Bürgern, nicht nach Katalonien zu reisen. Berlin hat sich noch nicht geäußert. Klar ist aber: Die Briten, die sonst ein Fünftel aller Spanien-Besucher stellen, werden größtenteils fernbleiben. Gleich nach der Londoner Quarantäne-Ankündigung strich der Reisekonzern TUI diverse Flüge von Großbritannien nach Spanien

In normalen Jahren erwirtschaftet der Tourismussektor zwölf Prozent des nationalen Bruttoinlandsproduktes und verschafft drei Millionen Menschen Arbeit. Mit ihm steht und fällt Spaniens gesamte Wirtschaft. Dieses Jahr wird es abwärts gehen. Die Frage ist nur noch, wie steil.  

Icon: Der Spiegel

Source: spiegel.de

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