Nach einer Kriegsdrohung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hat die Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad einen einseitigen Waffenstillstand verkündet. Zuvor waren nach israelischen Angaben 80 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden und das Militär griff extremistische Ziele im Gazastreifen an. Der Islamische Dschihad begründete die Waffenruhe damit, dass die Organisation ihre «Vergeltung» für die Tötung von drei Mitgliedern durch Israel abgeschlossen habe. Die Terrorgruppe kündigte aber an, auf jegliche weitere israelische «Aggression» zu reagieren.
Nach der Bekanntmachung der Waffenruhe setzte Israel seine Angriffe noch fast eine Stunde fort. Dabei wurden unterirdische Einrichtungen der Hamas bombardiert, in denen Rohmaterial für die Herstellung von Raketen lagert. Später am Abend wurden mindestens zwei weitere Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert, so dass es erneute Kämpfe geben könnte.
Netanjahu hatte vor der Bekanntmachung des Islamischen Dschihads gesagt, er habe der Hamas, die im Gazastreifen regiert, die Nachricht übermittelt, dass sie selbst angegriffen werde, wenn sie die Extremisten nicht stoppe, die hinter den Anschlägen stecke. «Wenn Sie nicht auf sie schießen, werden wir auf Sie schießen. Ich spreche über einen Krieg», sagte er dem israelischen Armeeradio. «Ich ziehe nur als letzte Option in den Krieg, aber wir haben etwas vorbereitet, das Sie sich nicht einmal vorstellen können», sagte der Ministerpräsident.
Israel tötet palästinensischen Extremisten am Gaza-Grenzzaun
Am Sonntag hatte der Islamische Dschihad mit Raketenangriffe auf Ziele im Süden Israels begonnen. Zuvor hatte das israelische Militär einen palästinensischen Extremisten getötet, der versucht hatte, am Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen eine Bombe zu platzieren. Seine Leiche wurde zur Empörung der Palästinenser offenbar mit einem Bulldozer abtransportiert. Von den Raketen, die auf Israel abgefeuert wurden, wurden nach Militärangaben mehr als 90 Prozent abgefangen, doch ein Geschoss schlug auf einem leeren Spielplatz in der südisraelischen Stadt Sderot ein.
Die israelischen Streitkräfte hatten auf den Raketenbeschuss vom Sonntag in der Nacht mit Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen sowie in Syrien reagiert. In Syrien töteten sie zwei weitere Extremisten des Islamischen Dschihads, sowie vier Mitglieder pro-iranischer Milizen. Die israelische Luftwaffe bombardierte eine Einrichtung der Organisation, in der unter anderem Waffen entwickelt würden, um sie sowohl im Gazastreifen als auch in Syrien herzustellen, teilte die Armee mit. Sie diene außerdem der Produktion von Raketentreibstoff sowie dem Training von Terroristen unter anderem aus dem Gazastreifen.
Vereinte Nationen fordern Stopp von Raketenbeschuss
Zudem reduzierte Israel als Reaktion auf den anhaltenden Raketenbeschuss die Fischereizone vor dem Gazastreifen auf sechs Seemeilen (rund elf Kilometer), wie die zuständige Behörde Cogat mitteilte. Zuvor hatten palästinensische Fischer noch bis zu 15 Seemeilen (rund 28 Kilometer) weit hinaus aufs Meer fahren dürfen. Außerdem schloss Israel den Personengrenzübergang Eres. Geschäftsleute dürften nicht mehr nach Israel einreisen, hieß es. Erst vergangene Woche hatte Israel 2.000 Geschäftsleuten Einreisegenehmigungen erteilt. Außergewöhnliche humanitäre Fälle würden entsprechend geprüft.
Der Nahost-Beauftragte der Vereinten Nationen, Nickolay Mladenow, forderte auf Twitter einen «SOFORTIGEN Stopp des Abfeuerns von Raketen, das nur riskiert, Gaza in eine weitere Runde von Kampfhandlungen zu ziehen mit keinem Ende in Sicht.»
Seit der Vorstellung des amerikanischen Nahost-Plans durch US-Präsident Donald Trump im vergangenen Monat ist die Lage in Israel angespannt. Anfang Februar kam es zu mehreren Anschlägen in Jerusalem. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im besetzten Westjordanland wurden zudem mindestens vier Palästinenser getötet. In Israel steht am 2. März die dritte vorgezogene Parlamentswahl innerhalb eines Jahres an. Hintergrund für die politische Krise im Land ist eine Pattsituation zwischen dem rechts-religiösen und dem Mitte-Links-Lager.
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