четверг, 20 февраля 2020 г.

Interview mit Hermann Albers bei Klimaretter — «Regierung re-monopolisiert Erneuerbare»

Hermann Albers hat sich in einem ausführlichen Interview auf www.klimaretter.info zu den geplanten Ausschreibungen geäussert und auch dazu wie die Erneuerbaren den Wandel vom Versorger zum Stromerzeuger gestalten sollten.

 Herr Albers, würden Sie engagierten Leuten empfehlen, jetzt einen Bürgerwindpark zu gründen?

Da muss ich an eine Rückmeldung unseres Verbandes in Nordrhein-Westfalen denken. Dieser teilte mit, dass die Neugründung von Energiegenossenschaften um über 60 Prozent zurückgegangen ist. Das erleben wir gegenwärtig im ganzen Land. Es ist einfach kein Vertrauen da, dass unter dem kommenden System der Ausschreibungen regional verankerte Projekte noch durchsetzbar sind.

Aber man soll den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir müssen der Bundesregierung weiter Signale senden, dass es die Chance gibt, Energiepolitik dezentral und bürgernah zu gestalten – wenn man es will.

Es ist einfach kein Vertrauen da, dass unter dem kommenden System der Ausschreibungen regional verankerte Projekte noch durchsetzbar sind.

Und: Will die Bundesregierung noch?

Wir werden jedenfalls dafür werben, obwohl ich schon den Eindruck habe, dass das Instrument der Ausschreibung gesetzt wurde, um in der Betreiberlandschaft aufzuräumen. Zugespitzt gesagt: um eine Re-Monopolisierung zu organisieren. Mit den Ausschreibungen wird Bietergruppen, die über Endkunden verfügen, ein strategischer Vorteil verschafft. Diese Unternehmen müssen ihre Angebote bei Solarstrom und Windkraft nicht an den wirklichen Projektkosten orientieren. Sie können vom Erlös beim Endkunden her bilanzieren.

Wie soll das funktionieren?

Man gibt bei der Ausschreibung ein Angebot unterhalb der Projektkosten ab, kalkuliert also bewusst einen Verlust auf der Seite der Stromerzeugung ein. Den holt man sich dann wieder, wenn man den Strom zum Endverbraucher durchreicht. Konkret: Ich brauche bei meinen Endkunden den Strompreis nur um einen halben oder einen Cent anzuheben und habe dann genügend, um – bei einem Anteil von, sagen wir, zehn Prozent Erneuerbaren im Kraftwerksportfolio – bei den Ausschreibungen mit Kosten von zwei bis drei Cent pro Kilowattstunde ins Rennen gehen zu können.

Unschlagbar billig.

Das wird für Beifall von Sigmar Gabriel und Rainer Baake sorgen. Die werden sagen: «Sehr her, wir haben die Kosten gesenkt!» Was sie aber nicht sagen: Mit den Ausschreibungen geben sie Energieversorgern die Möglichkeit zu einem strategischen Investment in die Hand – und bezahlen werden es am Ende die Verbraucher.

Sind das nicht wilde Spekulationen?

Forderungen, die Verbraucherpreise leicht anzuheben, höre ich bereits aus den Reihen der kommenden Player im Erneuerbaren-Markt. Sie sagen: «Wir haben den Auftrag verstanden und werden die Investitionen bei den Erneuerbaren übernehmen. Die Politik wird uns aber auch zusagen müssen, dass wir dann den Verbraucherpreis anheben dürfen.»

Aus welcher Tasche die Gegenfinanzierung der sinkenden Erzeugerkosten stammt, darüber werden Gabriel und Baake nicht reden. Beide werden feiern, dass die EEG-Umlage sinkt. Das würde sie – und zwar ohne das ganze Ausschreibungssystem – ab dem Jahr 2020 ohnehin. Den Erfolg aber werden sich nicht mehr die Bürgergesellschaften an die Brust heften können, sondern die Energieversorger. Auch die werden frohlocken: «Seht her, seit wir die Sache in die Hand genommen haben, sinken die Kosten!»

Lassen Sie mich raten: Dann sind Bürgerwindprojekte künftig raus?

Gut 90 Prozent unserer Verbandsmitglieder müssen mit den realen Projektkosten kalkulieren, sie sind auf Bankkredite angewiesen und haben keinen großen Stock an Endkunden, an den sie Kosten weitergeben können. Das wissen alle anderen. Die Wettbewerber aus dem dezentralen Mittelstand, die bisher die Energiewende getragen haben, stehen massiv unter Druck.

Es gilt also wieder die alte Energie-Weisheit: Wer die Netze und die Kunden hat, beherrscht den Markt.

Ja. Sie war durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz zwanzig Jahre außer Kraft gesetzt. Bisher war das EEG eine an den realen Kosten orientierte Alternative, die ausdrücklich dazu diente, Projektfinanzierungen zu ermöglichen. So öffnete es den Markt für Neueinsteiger. Jetzt rudern wir in die alten Verhältnisse vor dem EEG zurück.

Die Wettbewerber aus dem dezentralen Mittelstand, die bisher die Energiewende getragen haben, stehen massiv unter Druck.

Noch gibt es das EEG.

Die 2016er Novelle verdient den Namen EEG nicht mehr. Ich spreche – leider nur ein bisschen scherzhaft – immer vom «EE-AusG». Es findet ein absoluter Systembruch statt, der nicht mehr in der Tradition des EEG und der rot-grünen Bundesregierung steht, die dieses Gesetz erfunden hatte.

Begann der Paradigmenwechsel nicht spätestens 2014 mit dem Streichen des Grünstromprivilegs? Damit nahm man Ökostromern die Möglichkeit, einen eigenen Kundenstamm aufzubauen.

Genau. Ich will dabei gern zugeben, dass unsere Branche sich an das EEG und die Sicherheit dieses Gesetzes gewöhnt hatte. Das war sicher nicht gut. In den letzten fünf, sechs Jahren aber haben wir begonnen zu verstehen, dass der Stellenwert des Marktes für uns zunehmen muss. Es gab viele Initiativen auch aus unserem Verband, in den Markt hineinzugehen. In diesem Moment des Übergangs aber zerschlug man das Grünstromprivileg und begann systematisch, alle Türen für die neuen Player zu schließen.

Lesen Sie das ganze Interview bei unseren Kollegen von klimaretter.info: >>Weiter zum Interview

Expertenwissen des Bundesverbands Windenergie e.V.



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