суббота, 29 февраля 2020 г.

Equal Care Day: «Wir haben die Regel: Wer kocht, muss nicht die Küche aufräumen»

Wie teilen sich Paare die Familienarbeit auf? Wer macht mehr im Haushalt, wer kümmert sich vor allem um die Kinder? Das haben wir zwei von ihnen gefragt. Dabei kam heraus: Einfach ist es nicht, sich als Paar in Alltagsdingen gut abzusprechen, aber möglich.

Georg Benjamin, 37, ist Zahnarzt und betreut zusammen mit Jana Bunk drei Kinder – einen 14-jährigen und einen fünfjährigen Sohn sowie eine zweijährige Tochter:

«Wenn unser zweiter Sohn zu hohe Temperatur für den Kindergarten hatte, saß er auch mal an der Rezeption in der Zahnarztpraxis und guckte Zeichentrickfilme auf dem Laptop. Oder ich schob ihn zwischen zwei Patienten um den Block im Kinderwagen, damit er einschläft. Manchmal hatte ich dabei sogar meinen Arztkittel noch an. Wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten und ein Kleinkind krank ist, hilft die beste Planung nichts: Es herrscht der Ausnahmezustand. Trotzdem kam das Modell, in dem einer der Hauptverdiener ist und der andere sich hauptsächlich um die Kinder kümmert, für uns nicht in Frage. Ich habe in Würzburg studiert. Bei vielen Zahnärzten dort war es üblich, dass die Frau die ersten drei Jahre zu Hause bleibt. Aber Jana und ich mochten beide unsere Jobs, waren gern unter Menschen. Uns beide gruselte die Vorstellung, abends nur über Angebote im Supermarkt erzählen zu können und wie der Stuhlgang der Kinder war.

Jana hat einen Sohn in die Beziehung gebracht. Nachdem wir drei Jahre zusammen waren, kam unser zweiter Sohn zur Welt. Ich wäre damals länger zu Hause geblieben, aber schon die zwei Monate Elternzeit, die ich genommen habe, waren schwierig für meinen Arbeitgeber. Nach der Elternzeit übernahm ich die Morgenroutine und brachte unseren Sohn in den Kindergarten. Jana holte ihn ab und kümmerte sich um die Kinder, bis ich aus der Praxis zurückkam. Am Wochenende waren wir immer gemeinsam für die Kinder da, machten Ausflüge und aßen zusammen. Die Hausarbeit teilen wir bis heute so fair es geht auf: Wir kaufen abwechselnd ein, ich koche öfter, dafür putzt sie mehr. Aber das kommt auch daher, weil sie nie zufrieden damit ist, wie ich sauber mache. 

«Meine Kollegen fragen oft: Wie schaffst du das alles mit den drei Kindern? Ich sage dann: Ich gucke kein Netflix»

Georg Benjamin

Als unsere Tochter auf die Welt kam, nahm ich sieben Monate Elternzeit und einen Monat unbezahlten Urlaub. Es war eine wichtige, schöne Zeit. Aber ich habe auch verstanden, was es heißt, den ganzen Tag zu Hause bei den Kindern zu sein. Jana arbeitete damals als Einkäuferin. Sie ging um acht Uhr aus dem Haus und kam um 20 Uhr wieder. Da habe ich mich schon beschwert. An manchen Tagen habe ich ja sonst außer den Kita-Bekanntschaften keinen anderen Erwachsenen gesehen. Während der Elternzeit ging ich auch öfter zum Papa-Laden für Väter mit Kindern unter zwei Jahren. Wir sprachen viel über die Kinder, aber mindestens genauso viel über die Politik.  

Seit anderthalb Jahren unterstützt uns unter der Woche eine Aupair. An zwei Tagen in der Woche bringe ich die Kinder immer noch in den Kindergarten. Aber am Nachmittag ist es schon eine große Erleichterung: Man muss sich keine Sorgen machen, ob die S-Bahn ausfällt, ich im Stau stecken bleibe, oder ein Patiententermin länger dauert. Die Aupair ist dann da.

Inzwischen arbeite ich vier Tage in der Woche als angestellter Zahnarzt. Freitags gebe ich als Selbstständiger Fortbildungen für andere Zahnärzte. Meine Kollegen fragen oft: Wie schaffst du das alles mit den drei Kindern? Ich sage dann: Ich gucke kein Netflix. Wobei es natürlich komplizierter ist. Wir haben den Luxus, dass wir eine Wohnung gefunden haben, die groß genug für eine Aupair ist. Wir leben in Berlin, wo Kitas umsonst sind und sie die Kinder relativ früh annehmen. In einem Ort, in dem man ein Kind erst mit drei in den Kindergarten geben kann, wäre unser Modell nicht möglich. Der einzige Tipp, den ich anderen Eltern geben kann, ist deshalb: Sich nicht zu sehr von perfektionistischen Erziehungsstandards stressen lassen. Es gab Zeiten, da drückten wir unserem Sohn ein Tablet in die Hand, wenn er uns am Wochenende um 6:30 Uhr weckte. Inzwischen machen wir das zwar nicht mehr. Aber Erziehungsratgeber lernen wir immer noch nicht auswendig.»

 Jana Bunk, 37, Familiencoach, früher Führungskraft in der Modebranche:

«Ich habe schon immer Vollzeit gearbeitet: Zehn Jahre als Führungskraft in der Modebranche, seit einem halben Jahr als Familiencoach. Ich habe eine Ausbildung bei einer großen Modekette gemacht und wurde danach als Abteilungsleiterin übernommen. Mit 23 bekam ich meinen ersten Sohn. Mein damaliger Partner und ich trennten uns nach einem Jahr, erst räumlich und kurze Zeit später auch als Paar. Den Unterhalt zahlte er unregelmäßig und seit etwa zwei Jahren gar nicht mehr. In den ersten Jahren zog ich meinen Sohn allein groß. Nachmittags betreute ihn die Babysitterin. Wenn er krank war, oder es auf der Arbeit brannte, sprangen meine Eltern ein.  

Als er sechs Jahre alt war, kam ich mit Georg zusammen. Wir gingen früher auf dasselbe Gymnasium und sahen uns beim zehnjährigen Abitreffen wieder. Wir haben relativ schnell darüber gesprochen, dass wir beide Kinder wollen, am liebsten drei. Ich hätte mich auch nicht mehr auf einen Mann eingelassen, der keine große Lust auf Kinder gehabt hätte – und nicht bereit wäre, sich die Aufgaben zu teilen. 

«Wer regelmäßig 60 Stunden im Büro sitzt und am Wochenende zum Golfen mit dem Geschäftspartner geht, macht das nicht nur für die Karriere»

Jana Bunk

Als unser zweiter Sohn geboren wurde, wollte ich nach der Elternzeit die Arbeitsstunden nicht reduzieren. Ich arbeitete inzwischen als Einkäuferin bei einem Onlinehandel, hatte Spaß an dem Job – und das höhere Gehalt von uns beiden. Ausschlafen war dann natürlich nicht drin: Georg übernahm die Morgenroutine mit den Kindern und ich war meistens schon um 7 Uhr im Büro, damit ich um 17 Uhr die Kinder abholen konnte. Es war eine anstrengende Zeit, aber die Aufgabenteilung fühlt sich bis heute fair an, auch im Haushalt. Wir haben die Regel: Wer kocht, muss nicht die Küche aufräumen. Georg kocht von uns beiden lieber und besser, also räume ich nach dem Essen die Küche auf. Zu den Kita-Versammlungen geht er, zu den Elternabenden in der Schule ich. Besonders schätze ich, dass Georg den Blick dafür hat, was zu Hause fehlt und gemacht werden muss. Einkaufszettel zu schreiben und Aufgaben zu delegieren ist ja auch Arbeit. Aber manchmal würde ich mir schon wünschen, dass er das schmutzige Waschbecken und die Krümel auf dem Boden eher bemerkt. 

Als unsere Tochter auf die Welt kam, wurde uns klar: Drei Kinder und zwei Vollzeitjobs, das ist zu viel. Jetzt betreut eine Aupair die Kinder unter der Woche etwa 40 Prozent der Zeit, Georg und ich teilen uns den Rest. Am Wochenende kümmern wir uns komplett um die Kinder. Ich habe mich inzwischen als Familiencoach selbstständig gemacht. Manchmal kommen Paare zu mir und sagen: Wir würden gern beide für die Kinder da sein, aber das geht einfach nicht. Meine Empfehlungen sind dann: Überstunden sollten kein Dauerzustand sein. Es gibt Stressphasen, in denen sie notwendig sind. Aber wer regelmäßig 60 Stunden im Büro sitzt und am Wochenende zum Golfen mit dem Geschäftspartner geht, macht das nicht nur für die Karriere – sondern weil er oder sie glaubt, ohne Überstunden nicht gut genug zu sein. Hier ist es wichtig, sich zu fragen, wie die Prioritäten gesetzt werden und an welcher Stelle die eigenen Kinder stehen. Die zweite Empfehlung: Man muss auch loslassen können. Es geht nicht darum, dass der Partner das so macht, wie ich es für richtig halte. Das Wichtigste ist, dass Kinder das Gefühl haben: Ich kann mich auf beide Elternteile verlassen. Auch wenn mich die Krümel auf dem Boden natürlich immer noch nerven.»

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