пятница, 28 февраля 2020 г.

Bundesliga-Vorschau: Wo Jürgen Klinsmann recht haben könnte

Wer spielt wann gegen wen?

Wenn Sie ins Stadion gehen, sollten Sie in diesen Wochen besser keine Hände schütteln. Mundschutzjubel sieht ulkig aus, bringt aber auch nichts. Ihre Herzen dürfen Sie weiter fliegen lassen.

Welches Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen?

Hoffenheim gegen Bayern, weil Hansi Flick in seine alte Heimat zurückkehrt. In Hoffenheim war der Dauerinterimscoach der Bayern zu Drittligazeiten Trainer, später Sportdirektor. Spuren hinterließ er dort wenige. Offenbar ist er ein Mann für die großen Aufgaben, für Bayern und die Champions League. 3:0 fegte seine Elf am Dienstag Chelsea vom Platz und wirkte, als wäre in dieser Saison das Endspiel möglich. Robert Lewandowski bereitete gleich zwei Tore Serge Gnabrys vor, wobei beim ersten auch Bayernfans ob der Selbstlosigkeit ihres Stürmerstars staunten. Allerdings trägt Lewandowski, der fast nie ausfiel, inzwischen Gips und wird den Bayern wegen des Anbruchs der Schienbeinkante mindestens vier Wochen fehlen, zum ersten Mal so lange in seiner Bundesliga-Zeit. In dieser entscheidenden Saisonphase wird sich zeigen, was dran ist an der angeblichen Abhängigkeit der Bayern von ihm. Aber sie haben ja noch Alphonso Davies. Von ihm schwärmten die Engländer. Seinem Tempo war die Elf aus Chelsea nicht gewachsen. Manchmal stand der zum Außenverteidiger umgeschulte Kanadier zwar falsch, wenn der Gegner angriff. Doch glich er das mit Zurückhasten wieder aus. Karl-Heinz Rummenigge war derart zufrieden, dass er beim Bankett in London seinem Trainer zum 55. Geburtstag einen Stift schenkte. «Damit unterschreibt man Verträge», sagte der Bayern-Chef. Das könnte ein Signal sein, dass der Verein Flicks’ Wunsch nach einer Vertragsverlängerung zustimmt. Oder es ist eine Fortführung der Hinhaltetaktik, vielleicht kann Flick seine Bitte auch abschreiben.

Welches Spiel konnten Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Düsseldorf gegen Berlin. Die Fortuna will die Hertha «unbedingt mit unten reinziehen», sagt der Trainer Uwe Rösler. Das klingt gemein, trifft aber den Kern. Durch eine Niederlage wäre Berlin wieder in der roten Abstiegszone und Alexander Nouri wohl die längste Zeit Cheftrainer der Hertha gewesen, nämlich zweieinhalb Wochen. In Düsseldorf stürzte sie schon mal, 2012 unterlag sie mit Otto Rehhagel in der Relegation. Noch während des Spiels stürmten Düsseldorfer Fans, die ihr Wasser nicht halten konnten, den Platz, einige raubten den Elfmeterpunkt. Doch gemessen an den aktuellen Schlagzeilen waren das ruhige Zeiten in Berlin.

In dieser Woche wurden nämlich die Klinsmann Papers in der Sport Bild öffentlich. Der damalige Trainer hat in seiner Berliner Zeit Protokoll aus seiner Sicht führen lassen und unter anderem den Kader einer Bewertung unterzogen, die das Fußballland noch nicht gelesen hat. Etwa die Hälfte aller Spieler hätten «keinen Mehrwert». Dodi Lukébakio zum Beispiel sei «ein großes Talent, leider nicht leidensfähig», Salomon Kalou «zu alt und satt», Thomas Kraft «ständig krank oder verletzt». Auch fällt der schöne Begriff «Rubrik Fehleinkauf Preetz». Die Zeugnisse sind in einem Ton verfasst, als wäre Klinsmann kein Trainer, sondern würde für Deloitte den Enterprise Value der Hertha für den Börsengang berechnen. Als Klinsmann noch im Hertha-Trainingsanzug auf Facebook Live über seine «Superspieler» sprach, klang das irgendwie anders. Immerhin, womöglich schweißt er sein Team auf diese Art noch mal zusammen. Das nennt man nachhaltige Trainerarbeit.

Wer steht im Blickpunkt?

Auch Jürgen Klinsmann. Er hat in den Klinsi-Leaks, die er für den Investor Lars Windhorst angefertigt hat, nicht nur die Spieler bewertet, sondern auch die Vereinsführung. Hat Klinsmann einige Spieler noch für gut befunden (insbesondere die, die er geholt hat), unterzieht er die Chefetage einem Komplettverriss. Es herrsche eine «Lügenkultur» im Verein, der sei «komplett am Boden». Klinsmann hege sogar «Zweifel über Strukturen und Compliance». Die Medienabteilung arbeite gegen den Trainer, die Marketingabteilung mache ihre Arbeit nicht. Im Verein stündigen «ideologische Interessen einzelner Verantwortlicher» über dem Gesamtwohl. Die medizinische Abteilung zum Beispiel «versucht ständig, die Spieler krank oder verletzt zu reden, damit die eigene Wichtigkeit unterstrichen wird und mit irgendwelchen Geräten Geld gemacht werden kann». Im Trainingslager in Florida sei die Vereinsführung als «Urlaubergruppe» mitgereist, «weintrinkend und zigarrerauchend auf der Terrasse».

Vor allen Dingen Michael Preetz bekommt es ab. «Jahrelange katastrophale Versäumnisse» wirft Klinsmann dem sportlich Verantwortlichen der Hertha vor, auch eine «katastrophale aktuelle Kaderplanung». Außerdem sei Preetz ein Informant der Bild-Zeitung. «Die Geschäftsleitung», schreibt Klinsmann, «muss sofort komplett ausgetauscht werden.» Aus den Klinsmann-Protokollen trieft die Selbstgewissheit eines Durchblickers. Er zeichnet das Bild eines Vereins, bei dem jeder an seinem gut dotierten Pöstchen klebt, alle auf ihren eigenen Vorteil aus sind und sich bedeutend fühlen, weil sie sich in der Nähe von Stars aufhalten. Und die Entourage lässt sich am Pool volllaufen. Das ist starker Tobak, aber wer sich ein bisschen auskennt im Fußballgeschäft, könnte auf die Idee kommen, dass das vielleicht nicht völlig aus der Luft gegriffen sein muss. Wo Klinsmann recht haben könnte, könnte er recht haben.

Nun trifft Klinsmann nach seinem überstürzten Abgang als Trainer erneut der Bann der Branche. Eigentlich bleibt ihm jetzt nur noch die russische Hütte neben der von Edward Snowden als Exil. Die Hertha wehrt sich verständlicherweise am heftigsten, allerdings konzentriert sie sich auf Stilfragen (und die sind wahrhaft diskutabel). Auf den Inhalt geht der Verein kaum en detail ein: nahezu sämtliche Vorwürfe und Behauptungen entsprächen nicht der Wahrheit, teilte der Verein mit. Sportlich hat Preetz auch nicht die besten Argumente. In seinen acht Bundesliga-Jahren erreichte die Hertha durchschnittlich Platz zwölf. Zweimal stieg die Hertha sogar ab. Die Preetz-Bilanz hat wenig Mehrwert.

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